Seit dem 22. Juli 2025 wurden mindestens vier Medienschaffende im Rahmen von Razzien, die die Generaldirektion für Nachrichtendienste (GDI) sowie das Ministerium für Förderung der Tugend und Bekämpfung von Laster (MPRV) willkürlich festgenommen. Sie befinden sich nach wie vor in Haft, und einer von ihnen ist in einem Video zu sehen, in dem er eindeutig geständnisse zu angeblichen Verbrechen wie «allgemeiner moralischer Korruption» ablegt. Reporter ohne Grenzen (RSF) verurteilt diesen erneuten Angriff auf den Journalismus und fordert die sofortige Freilassung der Festgenommenen, die Rückgabe des beschlagnahmten Materials und die Beendigung dieser unerträglichen Repression.
«Die jüngsten Festnahmen von vier Medienschaffenden und Mitarbeitern sowie die Verbreitung des Videos mit dem sogenannten «Geständnis» eines von ihnen, das ihn öffentlich blossstellt und diskreditiert, zeugen von einer erschreckenden Verschärfung der Repression der Taliban gegen den unabhängigen Journalismus in Afghanistan. Diese neue Methode der Einschüchterung kommt zu den Verletzungen des Rechts auf ein faires Verfahren und der Pressefreiheit hinzu. Diese Repression muss aufhören. Wir fordern die sofortige und bedingungslose Freilassung dieser Medienschaffenden und Mitarbeiter, die Rückgabe des beschlagnahmten Materials und die Einstellung dieser unwürdigen Einschüchterungsmethoden. Die Welt darf nicht wegsehen, wenn die Taliban versuchen, den Journalismus zum Schweigen zu bringen.»
Célia Mercier
Leiterin des RSF-Büros für Südasien
Vier Medienschaffende und Mitarbeiter innerhalb von zwei Tagen festgenommen:
- 22. Juli 2025: Ein in Kabul ansässiger Webdesigner, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte, wurde von den Behörden festgenommen und beschuldigt, bei der Gestaltung und Pflege von Websites für Exilmedien mitgewirkt zu haben. Anschliessend wurde er in ein GDI-Gefangenenlager gebracht, dessen genauer Standort unbekannt ist. Er befindet sich bis heute in Haft.
- 23. Juli 2025: Bei einer Razzia in den Büros der Föderation der Journalisten und Medienorganisationen Afghanistans (Afghanistan’s Journalists Organizations and Media Federation) wurden drei Medienschaffende in Kabul festgenommen, inhaftiert und ihre Ausrüstung beschlagnahmt. Einer von ihnen, Abuzar Sarem Sarepuli, der sowohl die Föderation als auch die Nachrichtenagentur Tawana News Agency leitet, wird unter anderem vorgeworfen, Journalismuskurse für Frauen organisiert, «ausländische Gelder erhalten» und «geheime Berichte an Medien weitergegeben zu haben, die als islamfeindlich gelten». Später erschien er in einem Video, das vom digitalen Organ der Taliban, Daricha, in den sozialen Medien veröffentlicht wurde, und «gestand» «Spionage für das Ausland» und «allgemeine moralische Korruption». Wie er werden auch Mohammad Bashir Hatef, ebenfalls freier Mitarbeiter von Zhwandoon TV, und Shakib Nazari, freier Mitarbeiter des japanischen Medienunternehmens i24 News, weiterhin an einem unbekannten Ort festgehalten.