Die Initiative Circle 19, die von Reporter ohne Grenzen unterstützt wird und sich für die Verteidigung des Rechts auf Information in China einsetzt, wurde im Reich der Mitte im Internet gesperrt. Um diese Zensur der chinesischen Regierung gegen Circle 19 zu umgehen, hat RSF nun im Rahmen der Operation «Collateral Freedom» die Plattform mithilfe einer Spiegelseite wieder zugänglich gemacht. RSF erinnert daran, dass der Zugang zu unabhängigen und sachlichen Informationen in China von entscheidender Bedeutung ist, um die unerbittliche unterdrückung der Informationsfreiheit durch die Regierung in Peking anzuprangern und ein Gegengewicht zu dessen Propaganda zu schaffen.
Im Rahmen ihrer Initiative Collateral Freedom, die die Umgehung von Zensur ermöglicht, hat RSF den Zugang zur Website der Gruppe Circle 19 wiederhergestellt. Diese Initiative, die aus Mitgliedern der Zivilgesellschaft besteht, setzt sich für das Recht auf Information in China ein.
Die Website wurde von den chinesischen Behörden weniger als ein Jahr nach der Veröffentlichung der Grundsatzerklärung der Organisation blockiert. Diese Grundsatzerklärung prangert die die Propaganda des Einparteiensystems in China an und wurde am 4. Juni 2024, dem symbolträchtigen Tag des Gedenkens an das Massaker auf dem Tiananmen-Platz, veröffentlicht. 54 NGOs, darunter RSF, unterstützten die Ziele dieser Erklärung damals.
«Seit Xi Jinping an die Macht gekommen ist, hat das chinesische Regime seinen Einfluss auf die Informationsverbreitung immer weiter ausgebaut und die digitale «Grosse Mauer» zu einem der weltweit ausgefeiltesten Zensursysteme gemacht. Heute ist es fast unmöglich, in China ohne Umgehungstechniken Zugang zu unabhängigen Informationen zu erhalten. Um dieser Herausforderung zu begegnen, führt RSF die Operation Collateral Freedom durch, eine mutige Initiative, die auf der Technologie von Spiegelseiten basiert. Indem RSF den Zugang zu Plattformen wie Circle 19 wiederherstellt, trägt die Organisation dazu bei, das Informationsmonopol des Regimes zu brechen und das Grundrecht der chinesischen Bürgerinnen und Bürger auf Wahrheit zu verteidigen.»
Antoine Bernard
Direktor für Advocacy und Unterstützung bei RSF
Die 2015 ins Leben gerufene Initiative Collateral Freedom ist heute eine der weltweit grössten Massnahmen zur Umgehung von Zensur. Durch die Initiative konnte der Zugang zu mehr als 150 Medien, die in ihren Herkunftsländern gesperrt waren, wiederhergestellt werden. Deren Inhalte wurden auf sogenannten Spiegelseiten dupliziert, bei denen es sich um Kopien der Originalseite handelt, die auf unzensierten Domains gehostet werden.
Eine nicht vollständige Liste dieser wiederhergestellten Websites kann auf der GitHub-Seite von RSF eingesehen werden – einige bleiben aus Sicherheitsgründen vertraulich. Unter den von RSF freigegebenen Websites sind 33 in China zensierte Medien. Dank dieser Spiegel-Links erhalten die chinesischen Bürger wieder Zugang zu unabhängigen Informationsquellen, die eine Alternative zur offiziellen Propaganda darstellen.
«Zensur zielt darauf ab, [Informationen] zu isolieren und verschwinden zu lassen. Durch die Sperrung der Website des Circle 19 versucht die chinesische Regierung, der Öffentlichkeit den lebenswichtigen Zugang zur Wahrheit zu verwehren. Aber wir sind entschlossen, diese Verbindung aufrechtzuerhalten. Jeder Mirror-Link ist ein Akt des Widerstands – und eine Erinnerung daran, dass zuverlässige und unabhängige Informationen immer ihren Weg finden.»
Xiao Qiang
Sprecher des Circle 19
Die von RSF unterstützte Initiative von Circle 19 besteht aus einer unabhängigen Gruppe von Medienschaffenden aus der chinesischen Diaspora und der internationalen Gemeinschaft. Die Website stellt unzensierte Informationen über China bereit, darunter ein Archiv mit journalistischen Recherchen, die einen grossen Einfluss auf die chinesische Gesellschaft hatten, eine Liste von über 100 unabhängigen Medienplattformen, die sich mit China befassen, sowie wissenschaftliche Aufsätze zum Thema. Mit diesen Ressourcen versucht das Kollektiv, die offizielle Darstellung des chinesischen Regimes zu dekonstruieren und zu widerlegen.
Mit derzeit mindestens 123 inhaftierten Medienschaffenden bleibt China auch in diesem Jahr das grösste Gefängnis der Welt für Medienschaffende. Das Land belegt Platz 178 von 180 Ländern und Gebieten in der Rangliste der Pressefreiheit von RSF für das Jahr 2025.