Vor einem Monat hat das russische Aussenministerium 81 europäische Medien auf seinem Territorium zensiert. Heute erklärt Reporter ohne Grenzen (RSF), dass die Organisation diese Sperren umgangen und den Zugang zu mehreren dieser Online-Nachrichtenseiten dank der Aktion «Collateral Freedom» wiederhergestellt hat.

Im Rahmen der Aktion «Collateral Freedom» hat RSF die Zugangsbeschränkungen für die Websites des deutsch-französischen öffentlich-rechtlichen Senders Arte, der lettischen öffentlich-rechtlichen Mediengruppe Latvijas sabiedriskais medijs oder der slowakischen Zeitung Dennik N. aufgehoben.

Auch andere Medien mit Sitz in der Europäischen Union (EU), die von den willkürlichen Beschränkungen des Kreml betroffen waren, werden durch die Aktion in Russland wieder zugänglich gemacht. «Collateral Freedom» stellt den blockierten Medien Spiegelseiten zur Verfügung, Kopien von in Echtzeit aktualisierten Webseiten, deren Adressen nicht blockiert werden können.

Wir sind stolz darauf, unabhängigen Medien zu ermöglichen, die Zensur des Kreml zu umgehen und so der Öffentlichkeit in Russland Zugang zu zuverlässigen Informationen über das Land und internationale Nachrichten zu bieten. Die Collateral Freedom Facility, die allen vertrauenswürdigen Medien offen steht, verteidigt journalistische Informationen gegen die russische Propagandamaschine.

Antoine Bernard
Direktor für Advocacy & Assistance RSF

In einer Welt, in der Angriffe auf Medien sowie Desinformation zu immer mächtigeren Waffen im Krieg autoritärer Staaten gegen die Demokratie geworden sind, war es noch nie so wichtig, gegen diese Unterdrückung jeder kritischen Stimme zu kämpfen, indem man Mittel und Wege findet, damit unabhängige Medien wie Arte trotz allem zugänglich bleiben.

Renée Kaplan
Leiterin der Informationsabteilung von Arte

RSF hat in diesem Kontext auch seine eigene Website wieder online gestellt, nachdem diese vom Kreml bereits zwei Monate vor der Ankündigung der Blockierung europäischer Medien am 25. Juni 2024 gesperrt worden war. Die Website von RSF wurde wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Start des Svoboda-Satellitenpakets sanktioniert, welches russischsprachige Kanäle aus der ganzen Welt ausstrahlt. Einige andere Medienwebsites wurden bereits 2022 zensiert, anderen wurde eine solche Zensur angedroht, ohne diese jedoch effektiv durchzusetzen.

Die russischen Behörden rechtfertigen die jüngste Zensur im Juni mit «Gegenzugangsbeschränkungen» und einer «Reaktion» auf die EU-Sanktionen vom 17. Mai gegen drei russische Medien (RIA Novosti, Izvestia und Rossiyskaya Gazeta). Das Argument der Gegenseitigkeit ist jedoch eine Lüge: Bei den drei von der EU sanktionierten Organisationen handelt es sich um böswillige Propagandaorgane eines abgeschotteten Staates, und nicht um unabhängige Medien.

Die Operation «Collateral Freedom» ermöglicht die Umgehung der Zensur in Russland, aber auch in Weissrussland, China, Iran und anderen Ländern. Insgesamt wurden dank der Aktion weltweit bereits über 100 Medien wieder einer Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

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