Anlässlich des Besuchs von US-Präsident Joe Biden in Israel und im Westjordanland fordert Reporter ohne Grenzen (RSF) International die US-Behörden auf, ihrer Pflicht nachzukommen und einer ihrer Bürgerinnen, der palästinensisch-amerikanischen Journalistin Shireen Abu Akleh, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen: Die USA sollen eine strafrechtliche Untersuchung des Tods von Abu Akleh einleiten, die vor zwei Monaten im Westjordanland durch Schüsse getötet wurde.

«Die USA dürfen Shireen Abu Akleh, eine Bürgerin ihres Landes, nicht im Stich lassen», sagt der Generalsekretär von RSF International, Christophe Deloire: «Es ist unverständlich, dass die US-Behörden zu diesem Zeitpunkt immer noch keine strafrechtlichen Ermittlungen eingeleitet haben und immer noch nicht ihrer Pflicht nachgekommen sind, eine US-Bürgerin zu verteidigen und zu schützen, wie es normalerweise bei Amerikanern der Fall ist, die Opfer von Gewaltverbrechen im Ausland geworden sind. Wir fordern die zuständigen Behörden wie etwa das FBI auf, so schnell wie möglich eine Untersuchung einzuleiten.»

Bidens Besuch in Israel und im Westjordanland, wo die Starreporterin von Al Jazeera am 11. Mai bei einer Reportage in Dschenin durch Schüsse getötet wurde, erfolgt eine Woche, nachdem das US-Aussenministerium erklärt hatte, die US-Behörden hätten «keinen Grund zu der Annahme gefunden, dass dies vorsätzlich geschah, sondern eher das Ergebnis tragischer Umstände war».

Abu Aklehs Familie beschreibt sie in einem Brief an Biden vom 8. Juli als «Vorbild und Mentorin für aufstrebende palästinensische Journalistinnen und als vertrauenswürdige Kollegin vieler lokaler und internationaler Medien».

«Wir (…) schreiben, um unsere Trauer, unsere Empörung und unser Gefühl des Verrats über die klägliche Reaktion Ihrer Regierung auf die Tötung unserer Schwester und Tante durch israelische Streitkräfte auszudrücken», heisst es in dem Brief: «Nicht nur, dass wir von US-Regierungsvertretern nicht angemessen konsultiert, informiert und unterstützt wurden, das Vorgehen Ihrer Regierung zeigt auch die offensichtliche Absicht, unsere Bemühungen um Gerechtigkeit und Verantwortlichkeit für Shireens Tod zu untergraben».

In dem Brief wird darauf hingewiesen, dass die UNO, die New York Times, die Washington Post, CNN, Associated Press, Bellingcat und B’Tselem im Gegensatz zu den Erkenntnissen der US-amerikanischen und israelischen Behörden alle zu dem Schluss gekommen sind, dass der Schuss, der Abu Akleh tötete, von einem israelischen Soldaten abgegeben wurde. (RSF International)

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