Angesichts der sich seit Anfang 2025 verschärfenden Sicherheitslage in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) verstärkt Reporter ohne Grenzen (RSF) seine Bemühungen, um den Bedürfnissen von Journalistinnen und Journalisten vor Ort gerecht zu werden. Viele von ihnen mussten aufgrund ihrer Arbeit aus ihrer Region fliehen. Bis anhin konnte RSF rund vierzig bedrohte Medienschaffende unterstützen. Die Konfliktparteien müssen nun alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Journalistinnen und Journalisten in diesem Krieg zu schützen.
In etwas mehr als einem Jahr, seit Januar 2024, registrierte RSF in der Region Nord-Kivu in der DRK etwa fünfzig Angriffe auf Redaktionen und Medienschaffende: Drohungen, körperliche Übergriffe, Entführungen von Journalistinnen und Journalisten, Plünderungen von Medienhäusern… Ein Grossteil der Medienschaffenden wurde gezwungen, ihren Wohnort zu verlassen. Seit Anfang 2025 hat der Assistance-Desk von RSF Dutzende von Hilfsgesuchen von kongolesischen Medienschaffenden registriert, die aus den Kampfgebieten im Osten des Landes fliehen mussten. Sie waren zunehmenden Gewaltakten der bewaffneten Gruppe M23 sowie der nationalen Armee ausgesetzt.
RSF konnte 40 dieser Gesuche stattgeben und dadurch den Medienschaffenden, die aufgrund ihrer Arbeit ins Visier geraten waren, direkt helfen. Mit dieser Unterstützung in Höhe von insgesamt 47’000 Euro konnten die Kosten für die Not-Umsiedlung gedeckt und die Sicherheit der Betroffenen gewährleistet werden. Von den Begünstigten konnten sich 32 Journalistinnen und Journalisten im Landesinneren in weniger gefährdeten Gebieten der DRK neu niederlassen. Acht Medienschaffende fanden demgegenüber in Nachbarländern Zuflucht. Die meisten von ihnen haben zuvor für Community-Radiosender gearbeitet, die insbesondere in Konfliktfällen eine wichtige Informationsquelle für die lokale Bevölkerung darstellen. Solche lokalen Medien sind ein bevorzugtes Ziel bewaffneter Gruppierungen: Von den 26 Community-Radiosendern, die zwischen Januar 2024 und Januar 2025 in Nord-Kivu geplündert oder zur Schliessung gezwungen wurden, wurden nach Informationen von RSF etwa zehn direkt von Mitgliedern der M23 angegriffen.
«Community-Radiosender leisten in den Konfliktgebieten der DR Kongo eine unverzichtbare Arbeit. In den letzten Monaten haben die Angriffe auf sie zugenommen und gefährden nicht nur die Teams, sondern auch das Recht auf Information aller Menschen in schwer zugänglichen Gebieten. Mit der Unterstützung dieser Medienschaffenden verteidigt RSF das Grundrecht der Bürger auf freie und zuverlässige Informationen. Daher fordern wir die kongolesischen Behörden sowie die M23 auf, den Schutz der Journalistinnen und Journalisten vor Ort zu gewährleisten sowie ein Umfeld zu schaffen, in dem diese ihren Beruf frei ausüben können.»
Victoria Lavenue
Leiterin des Hilfsbüros von RSF
Die getätigte Unterstützungsleistung wird den Medienschaffenden in Ausübung ihrer Tätigkeit gewährt und deckt Bedürfnisse im Zusammenhang mit Not-Umsiedlungen, mit medizinischen Kosten nach Übergriffen oder anderweitige Rechtskosten ab. «Als ich in Goma war, wurde ich etwa zehn Tage lang vom Geheimdienst der M23 festgehalten», berichtet ein betroffener Medienschaffender, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte, gegenüber RSF. «Ich bekam gesundheitliche Probleme und musste mich in Behandlung begeben. Dank der Hilfe von RSF bin ich wieder auf den Beinen und kann meine Arbeit in einem schwierigen Umfeld fortsetzen.»
Andere berichten von ihrer Erleichterung, bei ihrer erzwungenen Flucht nicht allein gewesen zu sein. «Als investigativer Journalist im Osten der DR Kongo war ich während des Vormarsches der M23 in Goma und Bukavu mit grossen Schwierigkeiten konfrontiert. Ich weiss nicht, was ohne RSF aus mir geworden wäre – ob ich überhaupt noch am Leben wäre oder bei meiner Familie sein könnte. Aus der Ferne kann ich meine Arbeit in aller Ruhe fortsetzen, auch wenn es schwierig ist, Zugang zu Quellen zu bekommen», berichtet ein weiterer Journalist, der aus dem Land geflohen ist.
Mindestens zwei Medienschaffende in Nord-Kivu (die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchten) wurden zehn Tage lang von der M23-Miliz festgehalten. Andere werden weiterhin eingeschüchtert und unter Druck gesetzt – und insbesondere dazu aufgefordert, sich der M23 anzuschliessen.
Die DR Kongo ist in der diesjährigen Rangliste der Pressefreiheit von RSF um zehn Plätze zurückgefallen und belegt nun im Jahr 2025 Platz 133 von 180 erfassten Ländern und Gebieten.