Die diesjährigen Ergebnisse des Jahrbuchs Qualität der Medien der Universität Zürich weisen auf einen beunruhigenden Trend in der Schweiz hin: Noch nie gab es mehr Menschen in unserem Land, die kaum oder gar keine Medien mehr konsumieren. Dabei ist eine breit informierte Öffentlichkeit ein elementarer Bestandteil einer jeden Demokratie. Der Befund zeigt aber auch: Die Arbeit von RSF im Dienst der Öffentlichkeit ist wichtiger denn je.
Wie kann man Qualität im Journalismus messen? Und wie lässt sich die Qualität unterschiedlicher Medientitel miteinander vergleichen? Was als schwierige Aufgabe erscheint, wird in der Schweiz jedes Jahr durch das Jahrbuch Qualität der Medien vom Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich geleistet. Die Ergebnisse finden jeweils grosse Beachtung. Die schweizweite Erhebung für das Jahr 2025, deren Ergebnisse am 27. Oktober veröffentlicht wurden, ist aufschlussreich. Und sie unterstreicht die Relevanz des Engagements von RSF Schweiz für die Pressefreiheit sowie für unabhängigen und starken Journalismus in der Schweiz und weltweit.
Der Fall von Swissinfo
Hervorzuheben ist zum einen die Rolle des Nachrichten-Portals Swissinfo. Die zehnsprachige Redaktion der SRG schneidet im Jahrbuch 2025 wie bereits in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich gut ab. Unter allen Online-Titeln belegt die Redaktion den zweitbesten Rang, nur nzz.ch liefert eine noch bessere journalistische Qualität. Ausserdem wird swissinfo.ch als eine der häufigsten Quellen in den Ergebnissen der grossen KI-Sprachmodelle genannt. Das zeugt vom wertvollen und breit auffindbaren journalistischen Angebot, welches swissinfo.ch seit Jahren liefert.
Doch trotz dieses erneut sehr guten Resultats ist Swissinfo existenziell bedroht. Im Rahmen des Entlastungspakets 27 plant der Bundesrat weitreichende Kürzungen im Bundeshaushalt – inklusive einer Streichung des Budgets für Swissinfo, welches der Redaktion eigentlich die Aufrechterhaltung des Auslandsmandats der SRG ermöglicht. RSF Schweiz setzt sich darum gemeinsam mit anderen Organisationen für den Erhalt von Swissinfo ein und fordert National- und Ständerat auf, die geplante Streichung des Bundesbeitrags an das Auslandsmandat der SRG abzulehnen. Damit setzt sich RSF Schweiz nicht nur die wichtige Stimme der Schweiz im Ausland ein, sondern unterstützt gleichermassen eine Redaktion, die in den letzten Jahren regelmässig überdurchschnittlich gute journalistische Qualität lieferte.
Zunehmende News-Deprivation – mit Folgen für die Demokratie
Ein weiterer zentraler Befund des Jahrbuchs ist die zunehmende News-Deprivation der Schweizer Bevölkerung. Mittlerweile zählen gemäss der Erhebung 46,6% aller Schweizerinnen und Schweizer zu den sogenannt News-Deprivierten – also zu Menschen, die sich kaum oder gar nicht mehr über journalistische Medien informieren. Das stellt einen historischen Höchstwert sowie mehr als eine Verdoppelung im Vergleich zum Zustand vor 15 Jahren dar. 2009 konsumierten nur 21% der Bevölkerung in der Schweiz keine oder fast keine Nachrichten.
Diese Entwicklung muss uns Sorgen bereiten. Denn sie hat handfeste Auswirkungen auf das Image der Medien sowie auf die Funktionsweise der Demokratie an sich. Denn ohne gut informierte Bürgerinnen und Bürger ist die Demokratie an sich gefährdet. Erst am 27. Oktober stellte unser Generalsekretär Denis Masmejan in einem Gastbeitrag in der Westschweizer Tageszeitung Le Temps die Frage in den Raum: «Wozu dienen Medienschaffende heute noch? Lässt sich ihre Rolle heute noch klar definieren, wo im digitalen Raum die Grenzen zwischen unzähligen Arten von Content-Erstellern, Influencern, Propagandisten aller Art, engagierten Bürgern, Experten, Politikern, Regierenden und Interessenvertretern verschwimmen? Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit fragmentiert sich, und die Nachrichtenmedien haben zu einem grossen Teil ihre Rolle als Gatekeeper verloren, die sie in der Welt von gestern hatten (…).»
#FightForFacts
Eine Antwort auf diese Frage könnte eine vor einigen Jahren von RSF definierte Kampagne dienen: #FightForFacts («Kampf für die Fakten»). Dieser Leitspruch könnte heute nicht relevanter sein. Denn, so schreibt Denis Masmejan im Artikel weiter, Medienschaffende leisten einen wichtigen Beitrag für die gesellschaftliche Debatte – stets im Dienst der Öffentlichkeit sowie mit maximal faktenbasierter Berichterstattung.
Das deckt sich ziemlich genau mit dem Kern des Jahrbuchs Qualität der Medien vom fög der Universität Zürich. Dessen Direktor Mark Eisenegger sagte Anfang Woche: «Für eine ausreichende Informiertheit bleibt die aktive Nutzung journalistischer Medien unverzichtbar.»
Das nehmen wir als Ansporn für unsere tägliche Arbeit, sodass nicht nur Qualitätsmedien wie Swissinfo weiterhin bestehen können, sondern auch die Bevölkerung in der Schweiz die Relevanz und Bedeutung einer freien Presse erkennt und würdigt.
Falls Sie die Petition zur Rettung von Swissinfo noch nicht unterschrieben haben, können Sie dies hier gerne tun. RSF Schweiz ist unter den Mitinitiant:innen der Petition.
Valentin Rubin, Policy & Advocacy Manager RSF Schweiz
(Titelbild: Keystone-SDA)
 
