Reporter ohne Grenzen (RSF) gedenkt dem französischen Fotojournalisten Antoni Lallican, der Ende vergangener Woche bei der Berichterstattung über den Krieg Russlands in der Ukraine im Osten des Landes getötet wurde. Sein ukrainischer Kollege Georgiy Ivanchenko wurde bei demselben Angriff schwer verletzt. RSF fordert eine rasche und unabhängige Untersuchung, um die Umstände dieses gezielten Drohnenangriffs vollständig aufzuklären.
Der 37-jährige französische Fotograf Antoni Lallican starb bei einem Einsatz in der Nähe der Stadt Droujkivka im Gebiet Donezk nach einem russischen Drohnenangriff, laut Angaben der 4. ukrainischen Panzerbrigade. Sein ukrainischer Kollege Georgiy Ivanchenko, freiberuflicher Fotograf unter anderem für die Zeitung Kyiv Independent, wurde bei demselben Angriff schwer verletzt. Beide trugen Schutzausrüstung mit der Aufschrift «Presse».
«RSF spricht den Angehörigen von Antoni Lallican sein tiefstes Beileid aus. Er kam bei der Ausübung seines Berufs ums Leben, als er über die Folgen des Krieges berichtete. Sein Engagement, das von seinen Kollegen anerkannt wurde, stand in keinem Verhältnis zu den Risiken, die er einging, um zu informieren. RSF erinnert daran, dass Medienschaffende in Kriegsgebieten besonderen Schutz geniessen müssen und dass sowohl Staaten als auch Streitkräfte das humanitäre Völkerrecht strikt einhalten müssen, das Medienschaffende im Einsatz ausdrücklich schützt.»
Thibaut Bruttin
Generaldirektor von RSF
Antoni Lallican, der sich sowohl der dokumentarischen als auch der humanitären Fotografie verschrieben hatte, berichtete seit mehreren Jahren über die Folgen des Krieges in der Ukraine, insbesondere im Donbass. Seine Arbeiten wurden von zahlreichen französischen Medien veröffentlicht, darunter Le Monde, Le Figaro, Libération, Mediapart, sowie von internationalen Medien wie Der Spiegel, Die Zeit und Le Temps. Er war 2024 für den RSF-Preis für Pressefotografie nominiert worden.
Mit seinem Tod steigt die Zahl der seit Beginn der gross angelegten russischen Invasion im Februar 2022 getöteten Medienschaffenden auf 14, darunter vier französische Staatsangehörige: Arman Soldin, Frédéric Leclerc-Imhoff, Pierre Zakrzewski und nun Antoni Lallican.
Die französische und die ukrainische Justiz haben die Einleitung von Voruntersuchungen angekündigt. Die nationale Anti-Terror-Staatsanwaltschaft (PNAT) gab am 5. Oktober die Einleitung einer Untersuchung wegen «Kriegsverbrechen» bekannt, die der Zentralstelle für die Bekämpfung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Hassverbrechen (OCLCH) übertragen wurde. In der Ukraine wurde am 3. Oktober auf der Grundlage von Artikel 438-2 des ukrainischen Strafgesetzbuches über Kriegsverbrechen eine Voruntersuchung eingeleitet. Sie wird von der Staatsanwaltschaft in Kramatorsk in der Region Donezk geführt. RSF begrüsst diese schnelle Reaktion der Justiz, die für die Bekämpfung der Straflosigkeit von entscheidender Bedeutung ist.