Die israelischen Streitkräfte haben am 24. März den Al-Jazeera-Korrespondenten Hossam Shabat bei einem gezielten Angriff auf sein Fahrzeug getötet. Trotz des Waffenstillstands hat Israel kürzlich seine Bombardierungen der palästinensischen Enklave wieder intensiviert. Mittlerweile starben nach Angriffen der israelischen Armee seit Kriegsbeginn am 7. Oktober 2023 fast 200 Medienschaffende im Gazastreifen. Mindestens 43 von ihnen wurden dabei in Ausübung ihres Berufs getötet. RSF ruft die internationale Gemeinschaft auf, dringend Druck auf die israelische Regierung auszuüben, um dem Massaker an den palästinensischen Journalistinnen und Journalisten ein Ende zu setzen.
Um etwa 15:30 am 24. März nimmt eine israelische Militärdrohne das Fahrzeug des Al Jazeera-Korrespondenten Hossam Shabat in Beit Lahya, im Norden des Gazastreifens, ins Visier. Der 23-jährige Reporter, eines der bekanntesten Gesichter des katarischen Senders, wurde sofort aus dem Cockpit geschleudert, wie aus Videos hervorgeht, die in den sozialen Netzwerken verbreitet und von RSF eingesehen und überprüft wurden. Bilder seines leblosen Körpers und seines blutbedeckten Gesichts wurden sehr schnell online verbreitet. Zwei Pressefotografen, die ebenfalls im Fahrzeug waren, überlebten den Beschuss.
Hossam Shabat war einer von sechs palästinensischen Medienschaffenden, die im Oktober 2024 von der israelischen Armee beschuldigt wurden, den bewaffneten Zweigen der Hamas und des Islamischen Jihad in Palästina anzugehören – eine immer wiederkehrende Anschuldigung, die bereits gegen andere getötete Medienschaffende von Al Jazeera aufgebracht wurde: Ismail al-Ghoul, Hamza al-Dahdouh und Mustafa Thuraya. RSF hatte bereits damals darauf hingewiesen, dass die vom israelischen Militär veröffentlichten Dokumente keineswegs einen ausreichenden Beweis für eine Zugehörigkeit zur Hamas darstellen und schon gar keine Erlaubnis zum Töten gewährten.
«Schon bevor ein israelischer Schuss auf das Fahrzeug von Hossam Shabat abgefeuert wurde und somit einer der bekanntesten Journalisten in Gaza getötet wurde, hatte RSF davor gewarnt, dass der Reporter und seine Kollegen einem hohen Mordrisiko ausgesetzt waren. Abgesehen davon, dass sie sich auf Dokumente stützen, die in keiner Weise einen Beweis für eine Zugehörigkeit zur Hamas darstellen, können die Anschuldigungen der israelischen Armee gegen Hossam Shabat vom vergangenen Oktober diesen Mord in keiner Weise rechtfertigen. Dieses vertraute Muster setzt das beispiellose Massaker an Journalistinnen und Journalisten in Gaza fort, das sich mit dem Waffenstillstand im Januar verlangsamt hatte. RSF ruft die internationale Gemeinschaft dazu auf, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um Druck auf die israelischen Behörden auszuüben, damit der Schutz von Medienschaffenden in Gaza durchgesetzt wird.»
Jonathan Dagher
Leiter des RSF-Büros im Nahen Osten
Das Ziel: Ein Medien-Blackout
Der Angriff erfolgte, nachdem Israel in den letzten Wochen seine Bombardements auf den Gazastreifen verstärkt hatte. Das kommt einem Verstoss gegen das Waffenstillstandsabkommen gleich, welches im Januar mit der Hamas geschlossen wurde. In den letzten 15 Monaten hat die israelische Armee fast 200 Journalistinnen und Journalisten getötet, darunter mindestens 43, die wahrscheinlich gezielt oder bei der Ausübung ihres Berufs getötet wurden, so die Dokumentation von RSF.
RSF hat seit 2023 deswegen bereits vier Klagen beim Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag wegen Kriegsverbrechen eingereicht, die Israel an diesen Journalisten begangen hat. Gleichzeitig hat RSF auf den israelischen Verusch aufmerksam gemacht, ein richtig gehendes «Medien-Blackout» auf dem Territorium zu erzwingen. Selbst während der Waffenruhe weigerten sich die israelischen Behörden, die Blockade des Gazastreifens aufzuheben, um der internationalen Presse und den ins Exil gezwungenen Medienschaffenden aus Gaza die Rückkehr zu ermöglichen. Gleichzeitig verschärften sich die Einschränkungen und Verstösse gegen Medienschaffende im Westjordanland und in Ost-Jerusalem in den letzten Wochen weiter.