Zwei Journalisten von Watson wurden Ende August in Lausanne während der Unruhen, die nach dem Tod des Jugendlichen Marvin ausgebrochen waren, angegriffen. Marvin war zuvor beim Versuch, einer Polizeikontrolle mit einem Roller zu entkommen, tödlich verunfallt. Die beiden Journalisten, die über die darauffolgenden Unruhen berichteten, wurden dabei ins Gesicht geschlagen, nachdem sie aufgefordert worden waren, ihre Ausrüstung vorzuzeigen. RSF Schweiz verurteilt diese Gewalt sowie die Einschüchterungen gegen die Medienschaffenden und erwartet von der Justiz, (die von einem der beiden Opfer mit einer Strafanzeige befasst wurde), dass sie mit grösster Sorgfalt vorgeht.
RSF hat die damaligen Angriffe zum Zeitpunkt der Ereignisse sofort in den sozialen Netzwerken verurteilt hat, erinnert daran, dass die Informationsfreiheit es verlangt, dass Medienschaffende über ein Ereignis aus nächster Nähe berichten können, ohne dass ihre Sicherheit gefährdet ist. Im vorliegenden Fall rechtfertigt oder entschuldigt der Kontext – insbesondere die Unruhen, die junge Menschen im Lausanner Stadtteil Prélaz, wo Marvin ums Leben kam, mobilisiert haben – nichts.
«Jeder Angriff auf einen Journalisten gefährdet das Recht der Öffentlichkeit auf umfassende, zuverlässige und vielfältige Informationen. Deshalb verurteilt Reporter ohne Grenzen eindeutig jede Gewalt, jede Drohung und jede Einschüchterung gegenüber Medienschaffenden. Die Tatsache, dass es sich bei den Tätern möglicherweise um junge Menschen handelte, die keine Erfahrung im Umgang mit den Medien haben, ändert daran nichts.»
Denis Masmejan
Generalsekretär RSF Schweiz
Gewaltakte von Demonstranten gegen Medienschaffende oder Pressefotografinnen und -fotografen sind in der Schweiz glücklicherweise selten – die bisherigen Fälle stammen zum Grossteil aus der Zeit der Corona-Pandemie. Doch das Verhältnis zwischen Medien und Demonstrierenden kann schnell angespannt werden. RSF Schweiz ermutigt Journalistinnen und Journalisten, die Gewalt erfahren haben, systematisch Anzeige zu erstatten. Unsere Organisation plädiert ebenfalls dafür, dass die Polizei, sofern sie anwesend ist, eingreift, um Medienschaffende zu schützen.