Ein freier Journalist wurde am 18. August getötet und eine weitere Person verletzt, nachdem ein israelischer Panzer auf eine Gruppe von Journalisten geschossen hatte, wie Augenzeugen und Videomaterial berichten. Reporter ohne Grenzen (RSF) verurteilt den gezielten Angriff auf Journalisten und bekräftigt seine dringende Forderung nach Schutz von Journalisten in Gaza.

Ibrahim Muhareb und Salma al-Qaddoumi gehörten zu einer Gruppe von Journalisten, die am Sonntag, 18. August, nach Khan Younis reisten, um über den Rückzug der israelischen Streitkräfte aus dem Dorf im Zentrum von Gaza zu berichten. Gegen 19 Uhr eröffnete ein israelischer Panzer das Feuer auf die Gruppe und traf gemäss Informationen von RSF beide Medienschaffenden. Während Salma al-Qaddoumi trotz einer Rückenverletzung fliehen konnte und den Angriff überlebte, geriet ihr Kollege Ibrahim Muhareb unter stärkeren Beschuss und konnte sich nicht mehr in Sicherheit bringen. Seine Kollegen fanden ihn am nächsten Morgen tot auf.

Ein vom Fotojournalisten Ezzedine Muasher aufgenommenes und auf seinem Instagram-Account veröffentlichtes Video zeigt einen Panzer, der sich am Ende einer Strasse der Gruppe nähert. Der Panzer eröffnet daraufhin das Feuer, während Ezzedine Muasher und eine Gruppe von Journalisten, die alle Westen mit der Aufschrift «PRESS» trugen, wegrennen und sich in Sicherheit bringen. Im Video fragt Ezzedine Muasher, wo sich Ibrahim Muhareb befindet. «Wir haben wie durch ein Wunder überlebt», sagt er.

Ibrahim Muhareb ist der der aktuellste Fall eines Journalisten, der getötet wurde, weil er seinen Beruf in Gaza ausüben wollte. Videos und Zeugenaussagen deuten darauf hin, dass die Gruppe von Reportern, zu der er gehörte, isoliert und als Vertreter der Medien identifizierbar war, als ein israelischer Panzer das Feuer eröffnete. Diese Informationen deuten darauf hin, dass er gezielt ins Visier genommen wurde. RSF verurteilt diese wiederkehrenden Angriffe der israelischen Armee auf Journalisten. Die internationale Gemeinschaft muss Druck auf Israel ausüben, damit dieses Blutvergiessen aufhört. Zudem ist es von grösster Bedeutung, dass die Straflosigkeit für diese Verbrechen beendet wird. RSF wird darum eine weitere Klage beim Internationalen Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen gegen Journalisten einreichen.

Jonathan Dagher
Leiter des Büros von ROG im Nahen Osten.

«Die Tatsache, dass eine Kriegspartei Journalisten als solche ins Visier nimmt, verstösst gegen die Genfer Konventionen und stellt ein Kriegsverbrechen dar, das unter keinen Umständen ungestraft bleiben darf. Der Preis, den die Medienschaffenden in Gaza seit dem 7. Oktober zahlen, ist exorbitant hoch», betont der Generalsekretär von RSF Schweiz, Denis Masmejan.

Der 26-jährige Ibrahim Muhareb war ein freier Journalist aus Gaza und arbeitete für die palästinensische Online-Nachrichtenseite PDN. In einer Stellungnahme erklärte dessen Redaktion, dass er während seiner Arbeit unter Beschuss genommen worden sei. Salma al-Qaddoumi war freiberufliche Fotojournalistin und war nach Angaben von RSF für internationale Nachrichtenagenturen, darunter Agence France-Presse, im Einsatz.

Seit dem 7. Oktober 2023 wurden in Gaza mehr als 130 Journalisten von den israelischen Streitkräften getötet – mindestens 30 von ihnen in Ausübung ihres Berufs. Dutzende weitere wurden in dieser Zeit verletzt oder evakuiert. Der belagerte Gazastreifen ist weiterhin für internationale Medien geschlossen – trotz wiederholter Aufrufe von RSF, die Grenzen für Journalisten zu öffnen, damit diese ein- oder ausreisen können. Die Organisation hat seit dem 7. Oktober 2023 drei Klagen wegen Kriegsverbrechen der israelischen Streitkräfte gegen Journalisten eingereicht. Die Anklägerin des IStGH hat daraufhin erklärt, dass die Verbrechen gegen Journalisten in Gaza in ihre Ermittlungen einbezogen werden.

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