Der Journalist und Herausgeber der Facebook-Nachrichtenseite El Silaoense Mx, Kristian Zavala, wurde am 2. März 2025 in Silao im Bundesstaat Guanajuato ermordet. Beim Vorfall deutet vieles auf eine gezielte Hinrichtung hin. Der Fahrer des Autos, in dem Zavala chauffiert wurde, wurde ebenfalls getötet. Die beiden Morde markieren ein weiteres dunkles Kapitel in der aktuellen Krise der Pressefreiheit in Mexiko. Der Journalismus ist im zentralamerikanischen Land nach wie vor einer der gefährlichsten Berufe. RSF verurteilt die jüngsten Verbrechen aufs schärfste und fordert eine sofortige und gründliche Untersuchung, um die Verantwortlichen zu identifizieren und zu verfolgen.
Der 28-jährige Kristian Zavala wurde in der Nacht des 2. März mit mehreren Schüssen niedergeschossen, als er sich in einem Fahrzeug im Stadtteil Condado de la Pila in Silao befand. Sein Fahrer, Axel Yahir, wurde beim Vorfall ebenfalls getötet. Bewaffnete Angreifer näherten sich auf Motorrädern und eröffneten das Feuer, bevor sie den Ort wieder verliessen – eine Methode, die für gezielte Hinrichtungen in Mexiko charakteristisch ist.
Kristian Zavala war Gründer und Herausgeber von El Silaoense Mx, einer Facebook-Informationsseite mit 18’000 Abonnenten, die sich mit lokaler Politik und öffentlicher Sicherheit befasst. Der Journalist hatte bereits früher Drohungen erhalten und nutzte seit 2021 das lokale staatliche Schutzprogramm: Sicherheitspatrouillen und eine Hotline zur Kontaktaufnahme mit den Polizeibehörden standen ihm zur Verfügung. Seine Ermordung ereignete sich nur wenige Wochen nach dem Mord des Journalisten von Global México, Calletano de Jesús Guerrero, der am 17. Januar in Teoloyucan im Bundesstaat Mexiko getötet wurde. Dieser war bereits seit 2014 unter dem staatlichen Schutzprogramm gestanden.
«Der Mord an Kristian Zavala ist ein alarmierendes Zeichen. Das Schutzprogramm für Medienschaffende in Mexiko steht vor grossen Herausforderungen. Zavala ist der bereits dritte Journalist, der in wenigen Monaten trotz des staatlichen Schutzes getötet wurde. Diese Morde veranschaulichen nicht nur die Risiken, denen Reporter ausgesetzt sind, sondern auch die dringende Notwendigkeit echter Reformen der Schutzmechanismen. Wir fordern die Behörden auf, eine transparente und effektive Untersuchung durchzuführen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Die mexikanische Regierung kann nicht weiterhin Straflosigkeit zulassen, während Journalisten einer nach dem anderen verfolgt werden. RSF wiederholt seinen Appell an Präsidentin Claudia Sheinbaum, den Mechanismus zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern und Journalisten dringend zu stärken und die für 2024 angekündigte Arbeitsgruppe zur Gewährleistung der Sicherheit von Medienschaffenden einzurichten. Die systematische Gewalt gegen die Presse muss aufhören.»
Artur Romeu
Leiter des RSF-Büros für Lateinamerika
Noch während ihrer Präsidentschaftskampagne hat sich Claudia Sheinbaum gegenüber RSF verpflichtet, den Schutz von Medienschaffenden in Mexiko zu verstärken und gegen die Straflosigkeit bei Verbrechen gegen die Presse vorzugehen. In einem Schreiben an RSF vor ihrer Wahl versprach sie, den staatlichen Mechanismus zum Schutz von Medienschaffenden zu verbessern, öffentliche Massnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit von Reporterinnen und Reportern einzuführen sowie wirksam gegen Gewalt gegen sie vorzugehen. Auf der Grundlage dieser Verpflichtungen hat Sheinbaums Regierung einen ersten Arbeitsplan vorgelegt. Dieser legt den Schwerpunkt auf die Gesetzgebung und enthält Vorschläge zur Stärkung des rechtlichen Rahmens. Dieser soll die Bedingungen für einen freien und unabhängigen Journalismus gewährleisten.
Mexiko belegt in der von RSF herausgegebenen Rangliste der Pressefreiheit im Jahr 2024 Rang 121 von 180 Ländern. Mexiko ist noch immer das für Medienschaffende gefährlichste Land weltweit, das sich nicht im einem Kriegsgebiet befindet.