Reporter ohne Grenzen (RSF) verurteilt die Hinrichtung des saudischen Journalisten Turki al-Jasser nachdrücklich. Er wurde am 14. Juni nach sieben Jahren willkürlicher Haft in getötet. Nach Angaben von RSF ist al-Jasser der erste Journalist, der unter der Herrschaft von Mohammed bin Salman in Saudi-Arabien zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, und der zweite weltweit seit 2020. Die internationalen Partner Riads müssen nun alle notwendigen Massnahmen ergreifen, einschliesslich Sanktionen, um dem Terrorregime der saudischen Behörden gegen Journalistinnen und Journalisten ein Ende zu setzen.
Das saudische Innenministerium gab am 14. Juni die Hinrichtung des Journalisten Turki al-Jasser bekannt, der seit sieben Jahren willkürlich inhaftiert war. Die Behörden hatten al-Jasser wegen seiner Online-Beiträge unter mehreren falschen Anschuldigungen des Terrorismus und Hochverrats verurteilt. Turki al-Jasser ist der erste Journalist, der seit der Machtübernahme von Prinz Mohammed bin Salman im Jahr 2015 in Saudi-Arabien nach einem Todesurteil hingerichtet wurde.
Auf internationaler Ebene ist Turki al-Jasser der zweite Journalist, der seit 2020 nach einer Verurteilung zum Tode hingerichtet wurde. Damals wurde der Direktor von Amadnews, Rouhollah Zam, im Iran hingerichtet. In Saudi-Arabien hat die Unterdrückung aller kritischen Stimmen in den letzten Jahren stark zugenommen. Das Land ist nach China und dem Iran das Land, in dem laut einem Bericht von Amnesty International 2024 weltweit am häufigsten die Todesstrafe vollstreckt wurde. Seit Anfang 2025 hat das Regime laut Amnesty International bereits mindestens 88 Hinrichtungen vollstreckt.
Turki al-Jasser war Gründer des Nachrichtenblogs «Al-Mashhad Al-Saudi» («Die saudische Szene»), in dem er regelmässig sensible Themen wie Frauenrechte sowie die Geschehnisse in den palästinensischen Gebieten analysierte. Die saudischen Behörden hatten ihn zudem mehrfach beschuldigt, anonym auf dem X-Account «Kashkool» zu publizieren. Dieser Account bezichtigte insbesondere Mitglieder der saudischen Königsfamilie der mutmasslichen Korruption oder Menschenrechtsverletzungen.
Die Hinrichtung von Turki al-Jasser markiert nun einen neuen erschreckenden Schritt in Saudi-Arabien: Es ist das erste Mal unter der Herrschaft von Prinz Mohammed bin Salman, dass ein Journalist aufgrund einer gerichtlichen Entscheidung hingerichtet wurde.
«Diese Hinrichtung erinnert an die grausame Ermordung von Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul. Damals kam ein UN-Bericht zum Schluss, dass es sich um eine ‹aussergerichtliche Hinrichtung handelte, für die der saudische Staat verantwortlich ist›. Die Hinrichtung von Turki al-Jasser ist nun ein äusserst alarmierendes Signal für die grausame Unterdrückung aller kritischen Stimmen im Königreich und lässt das Schlimmste für inhaftierte Medienschaffende befürchten: Die Verbündeten und Partner Riads müssen ihren ganzen Einfluss geltend machen, insbesondere durch Sanktionen, um dem Terrorregime gegen Medienschaffende ein Ende zu setzen. Schweigen angesichts eines solchen Verbrechens käme einer Mittäterschaft an der Unterdrückung des Journalismus und jeglicher Pressefreiheit in der Welt gleich.»
Anne Bocandé
Redaktionsleiterin von RSF
Die Ungerechtigkeit, der Turki al-Jasser ausgesetzt war, begann am 15. März 2018. An diesem Tag durchsuchten saudische Sicherheitskräfte seine Wohnung. Der Journalist wurde daraufhin an einen unbekannten Ort gebracht und seine elektronischen Geräte wurden beschlagnahmt. Anschliessend wurde er in das Hochsicherheitsgefängnis Al-Hayer am Stadtrand von Riad verlegt. Seine Haftbedingungen waren so intransparent, dass mehrere Medien und Organisationen, darunter auch RSF, im November 2018 seinen mutmasslichen Tod durch Folter bekannt gaben.
Etwas mehr als sechs Monate nach der Festnahme von Turki al-Jasser wurde die internationale Öffentlichkeit schliesslich auf die Gefahr aufmerksam, in der saudische Journalisten schweben: Denn am 2. Oktober 2018 wurde Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul (Türkei) ermordet.
Laut RSF sitzen derzeit 15 Journalistinnen und Journalisten in Saudi-Arabien hinter Gittern. Das Land liegt 2025 auf Platz 162 von 180 Ländern in der von RSF jährlich herausgegebenen weltweiten Rangliste der Pressefreiheit.