Reporter ohne Grenzen zieht eine düstere Bilanz für die vor Ort verbliebenen Medienschaffenden nach den Angriffen auf El-Fasher, der Hauptstadt von Nord-Darfur, die Ziel eines Angriffs der Rapid Support Forces war. Nach der Sondersitzung des UNO-Menschenrechtsrats am 14. November 2025 schliesst sich RSF Schweiz dem Statement des Rates an, der «die Eskalation der Gewalt und die Gräueltaten, die angeblich von den Rapid Support Forces begangen wurden, aufs Schärfste verurteilt». Wir bedauern jedoch, dass keine Forderung nach der sofortigen und bedingungslosen Freilassung der beiden von den Rapid Support Forces festgehaltenen Journalisten und der Bekanntgabe des Schicksals des vermissten Journalisten gestellt wurde.
«Alle flohen vor der Flammenhölle», sagt ein sudanesischer Journalist über die Situation in El-Fasher gegenüber Reporter ohne Grenzen. Die Bilder des mehrtägigen Angriffs der Rapid Support Forces auf die Stadt in Nord-Darfur, bei dem seit dem 26. Oktober 2025 mehrere tausend Zivilpersonen ums Leben gekommen sein sollen, bleiben dem überlebenden Journalisten in deutlicher Erinnerung. Reporter ohne Grenzen konnte mit ihm Kontakt aufnehmen, hält seine Identität aus Sicherheitsgründen aber anonym.
Der Journalist befand sich in der Hauptstadt von Nord-Darfur, um über die mehr als 18-monatige Belagerung durch die paramilitärische Gruppe der Rapid Support Forces zu berichten, die sich gegen die sudanesische Armee stellt. In dieser Region, Reporter ohne Grenzen als «eine der schlimmsten Gegenden des Landes für Medienschaffende» bezeichnet, war er einer der letzten Journalisten, der Informationen nach aussen vermittelte.
Durch den letzten Angriff der Rapid Support Forces zur Flucht gezwungen, wurde er am Ortsausgang von El-Fasher von Kämpfern der Gruppe festgenommen, geschlagen, gedemütigt und mit dem Tod bedroht. Er sollte ferner gezwungen werden, seine angebliche Verbindung zur sudanesischen Armee zu gestehen. Nachdem ihm sein gesamter Besitz und sein wichtigstes Arbeitsmittel, sein Mobiltelefon, genommen worden waren, wurde er aber schliesslich freigelassen. Es begann ein fünftägiger Marsch durch öde und verbrannte Landschaften, geprägt von Hunger, Durst und ständigen Drohungen der Rapid Support Forces.
Ein anderer Journalist, der bis zu den Massakern Ende Oktober in El-Fasher geblieben war, um über die Belagerung zu berichten, beschreibt gegenüber Reporter ohne Grenzen einen ähnlichen Ablauf: willkürliche Verhaftung, Erpressung, Verhöre unter Folter, rassistische Beleidigungen und Morddrohungen. «Ich wurde nicht als Journalist erkannt», erklärt er bezüglich des Risikos aufgrund seiner Arbeit. «Ich hatte auf meinem Telefon alles gelöscht, was meinen Beruf hätte verraten könnte.»
Nach Informationen von Reporter ohne Grenzen sind nach dem 26. Oktober neun weitere Medienschaffende aus El-Fasher geflohen. Diejenigen, mit denen die Organisation Kontakt aufgenommen hat, berichten, dass sie von Kämpfern der Rapid Support Forces ähnlich gefoltert worden seien.
«Die geringe Medienpräsenz der schweren Krise im Sudan unterstreicht, wie dringend es ist, Medienschaffende einen sicheren und unabhängigen Zugang zum Konfliktgebiet zu gewährleisten. Die Konfliktparteien behindern die Berichterstattung vor Ort, nehmen Journalistinnen und Journalisten fest und begehen ungestraft Übergriffe gegen sie. Wir fordern ihre Freilassung und verurteilen diese Verstösse gegen das Völkerrecht aufs Schärfste.»
Denis Masmejan
Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen Schweiz
Ein Journalist, der vermutlich Opfer eines Verschleppungsdelikts durch die FSR geworden ist
Reporter ohne Grenzen hat ferner weiterhin keine Nachrichten von einem der Journalisten, der während der Massaker in El-Fasher anwesend war. Er wurde vermutlich durch die Kämpfer der Rapid Support Forces verschleppt, die vermehrt Zivilpersonen entführen, um Lösegeld zu erpressen.
Darüber hinaus werden zwei weitere unabhängige Journalisten von den Rapid Support Forces festgehalten: Mouammar Ibrahim, Korrespondent des katarischen Senders Al Jazeera, sowie der unabhängige Fotojournalist Ibrahim Jibril Abkar.
Während des zweieinhalbjährigen Krieges zwischen den Rapid Support Forces und der nationalen Armee, der zum Sturm auf El-Fasher führte, haben bislang beide Kriegsparteien Verbrechen gegen Medienschaffende begangen. Mindestens sieben wurden getötet, ein weiterer wird weiterhin vermisst. Darüber hinaus wurden etwa fünfzehn Medienschaffende inhaftiert, zwei davon befinden sich noch immer in Haft.
Der Sudan befindet sich auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen im Jahr 2025 auf Rang 156 von 180 erfassten Ländern und Gebieten.