In einer beispiellosen weltweiten Aktion, die von Reporter ohne Grenzen (RSF) und der globalen Bürgerbewegung Avaaz koordiniert wird, mobilisieren am Montag, 1. September, mehr als 270 Medien aus 70 Ländern gleichzeitig für die Medienschaffenden in Gaza. Viele schwärzten dafür ihre Titelseiten, Websites und Programme, um auf den drohenden Medien-Blackout hinzuweisen.. Die Aktion zielt auf vier Punkte ab: Die Ermordung von Medienschaffenden durch die israelische Armee in Gaza anzuprangern, ein Ende der Straffreiheit für Verbrechen gegen Reporterinnen und Reporter zu fordern, die dringende Evakuierung palästinensischer Medienschaffenden zu erwirken  sowie die Öffnung eines unabhängigen Zugangs für die internationale Presse im Gazastreifen zu fordern.

Zum ersten Mal in der jüngeren Geschichte koordinieren Redaktionen aller Kontinente einen gross angelegten redaktionellen Protest aus Solidarität mit den Medienschaffenden in Gaza. Printmedien veröffentlichen eine schwarze Titelseite mit einer eindringlichen Botschaft. «In dem Tempo, in dem Medienschaffende im Gazastreifen von der israelischen Armee getötet werden, wird es bald niemanden mehr geben, der Sie informiert.»

Fernseh- und Radiosender unterbrechen ihr Programm, um eine gemeinsame Erklärung zu verbreiten. Online-Medien zeigen als Zeichen der Solidarität eine schwarze Startseite oder ein schwarzes Banner auf der Homepage. Auch Medienschaffende schliessen sich der Aktion an.

Diese Mobilisierung erfolgt, nachdem laut RSF in fast 23 Monaten 220 Journalistinnen und Journalisten im Gazastreifen von der israelischen Armee getötet wurden. In der Nacht vom 10. auf den 11. August tötete die israelische Armee sechs Journalisten bei einem gezielten Angriff auf den Korrespondenten des Senders Al-Jazeera, Anas al-Sharif. Zwei Wochen später, am Montag, dem 25. August, tötete die israelische Armee fünf weitere Journalisten. Gleichzeitig verhindert Israel seit fast zwei Jahren die Einreise ausländischer Medien nach Gaza, sodass palästinensische Medienschaffende auf sich allein gestellt und unter Beschuss über die Ereignisse berichten müssen.

«Bei dem Tempo, mit dem Journalisten in Gaza von der israelischen Armee getötet werden, wird es bald niemanden mehr geben, der die Welt auf dem Laufenden hält. Dies ist nicht nur ein Krieg gegen Gaza, sondern ein Krieg gegen den Journalismus selbst. Medienschaffende werden getötet, sie werden ins Visier genommen, sie werden diffamiert. Wer wird ohne sie über die Hungersnot berichten, wer wird Kriegsverbrechen aufdecken, wer wird den Völkermord anprangern? Zehn Jahre nach der einstimmigen Verabschiedung der Resolution 2222 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen erleben wir vor den Augen der ganzen Welt, wie die Garantien des Völkerrechts zum Schutz von Medienschaffenden ausgehöhlt werden. Die Solidarität der Medien und Journalistinnen und Journalisten weltweit ist von entscheidender Bedeutung. Ihnen gebührt unser Dank: Es ist die Solidarität der Reporterinnen und Reporter, die die Pressefreiheit retten wird. Es ist die Solidarität, die die Freiheit retten wird.»
Thibaut Bruttin
Generaldirektor von RSF

Im Einklang mit dem im Juni veröffentlichten Aufruf von RSF und dem Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) stellen die an dieser Kampagne beteiligten Medien die folgenden vier Forderungen.

  • Gemeinsam verurteilen wir die Ermordung von Medienschaffenden durch die israelische Armee im Gazastreifen und fordern ein Ende der Straflosigkeit für Verbrechen gegen Reporter.
  • Gemeinsam fordern wir die sofortige Evakuierung der palästinensischen Medienschaffenden, die dies wünschen.
  • Gemeinsam fordern wir die israelischen Behörden auf, der internationalen Presse unabhängigen Zugang zum Gazastreifen zu gewähren.
  • Acht Tage vor der Eröffnung der 80. Generalversammlung der Vereinten Nationen fordern wir entschlossenes Handeln der internationalen Gemeinschaft und appellieren an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, den Verbrechen der israelischen Armee gegen palästinensische Medienschaffende ein Ende zu setzen.

Über 250 Medien aus mehr als 70 Ländern weltweit bereiten sich darauf vor, sich der Mobilisierung am Montag, dem 1. September, anzuschliessen. Darunter befinden sich zahlreiche Tageszeitungen und Nachrichtenseiten: Mediapart (Frankreich), La Croix (Frankreich), Al Jazeera (Katar), The Independent (Vereinigtes Königreich), +972 Magazine (Israel/Palästina), Local Call (Israel/Palästina), InfoLibre (Spanien), Frankfurter Rundschau (Deutschland), Der Freitag (Deutschland), RTVE (Spanien), L’Humanité (Frankreich), The New Arab (Vereinigtes Königreich), Daraj (Libanon), New Bloom (Taiwan), Photon Media (Hongkong), La Voix du Centre (Kamerun), Guinée Matin (Guinea), The Point (Gambia), L’Orient Le Jour (Libanon), Media Today (Südkorea), N1 (Serbien), KOHA (Kosovo), Public Interest Journalism Lab (Ukraine), Il Dubbio (Italien), Intercept Brasil (Brasilien), Agência Pública (Brasilien), Le Soir (Belgien), La Libre (Belgien), Le Desk (Marokko), Semanario Brecha (Uruguay) … und viele andere. In der Schweiz schlossen sich die Redaktionen von «The New Humanitarian», « das Lamm » sowie von «Radio RaBe» der Aktion an.

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