«Spinoza», eine neue KI-Software, entwickelt von RSF, soll die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten nachhaltig vereinfachen und verbessern, ohne ihre Arbeit zu kompromittieren oder überflüssig zu machen. Da der Quellcode öffentlich einsehbar sein wird, werden die Anwendungen von «Spinoza» vielfältig sein. Auch für die Schweiz.
Spinoza ist das erste Tool für Künstliche Intelligenz, das in Zusammenarbeit von Medienschaffenden und Verlagen erarbeitet wurde, und gezielt der qualitativ hochwertigen journalistischen Arbeit dienen soll. Es wurde bereits 2023 in Paris von Reporter ohne Grenzen vorgestellt und seither intensiv weiterentwickelt. Das übergreifende Ziel: Spinoza soll die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten nachhaltig vereinfachen und verbessern, ohne ihre Arbeit zu kompromittieren oder überflüssig zu machen. Auf Grundlage umfassender und vor allem zuverlässiger Datenbanken (aus der Wissenschaft, aus gesetzlichen Grundlagen sowie aus Medienberichten) soll Spinoza Medienschaffenden eine wichtige Hilfe in ihrer Recherche und Dokumentation zu komplexen Themen sein. KI wird somit journalistisch nutzbar gemacht, ohne das Recht der Allgemeinheit auf verlässliche Informationen zu gefährden.
Pilotphase zum Thema Klimawandel und Umwelt
In einer Pilotphase in Frankreich wurde Spinoza in den vergangenen Monaten von einem Panel von 281 französischen Medienschaffenden getestet und ausprobiert. Der thematische Fokus des Tools lag dabei auf den Themen Klimawandel und Umwelt. Wissenschaftliche Berichte, Gesetzestexte sowie amtliche Publikationen, und mehr als 28’000 Artikel, die seit 2022 in der französischen Presse veröffentlicht wurden, dienten der KI dabei als Grundlage. Diese Grundlage erlaubte es Medienschaffenden, schnell zuverlässige komplexe Forschungsergebnisse und journalistische Berichterstattung zu synthetisieren, zusammenzufassen und mit glaubwürdigen und wissenschaftlichen Quellen zu belegen.
RSF betont dabei, dass Spinoza als Werkzeug dienen soll, das Recherche- und Dokumentationsarbeit übernehmen kann, ohne journalistische Arbeit überflüssig zu machen. Auf Basis dieser synthetisierten Daten müssen die Medienschaffenden nach wie vor selbst die Daten einordnen, und in ihre eigenen Artikel oder Beiträge fliessen lassen.
«RSF legt viel Wert darauf, einen ethischen und verantwortungsbewussten Weg mit KI zu beschreiten. Innovation soll dabei nicht zur Marginalisierung des Journalismus führen. Im Gegenteil: Das Projekt Spinoza bekräftigt die zentrale Rolle der Redaktionen bei der Auswahl, Priorisierung und Produktion von qualitativ hochwertigen Inhalten sowie den unbestreitbaren Mehrwert journalistischer Inhalte in Systemen künstlicher Intelligenz. Journalistinnen und Verleger haben damit die Macht und Möglichkeiten, den Journalismus neu zu erfinden – vorausgesetzt, sie geben ihm wieder technologische Souveränität.»
Thibaut Bruttin
Generaldirektor von RSF
Das Spinoza-Projekt zeigt dabei vier Säulen auf, die notwendig sind, um ein vertrauenswürdiges Tool für Medienschaffende zu entwickeln:
- Journalistinnen und Journalisten zu unterstützen, anstatt sie durch KI zu ersetzen,
- Inhalte im Dienste des Interesses der Allgemeinheit zu entwickeln,
- Das Tool auf Grundlage konkreter Sachverhalte zu entwickeln, anstatt neue Inhalte durch generative KI zu schaffen,
- Damit zusammenhängend den Algorithmus generativer KI einzudämmen.
Open Source als Möglichkeit für Medienschaffende weltweit – auch in der Schweiz
Der Code für das Spinoza-Tool soll, sobald die Projektphase abgeschlossen ist, als open source auf der Plattform Hugging Face zur Verfügung gestellt werden, sodass Medienschaffende und Verleger weltweit die Möglichkeit haben, sich auf Basis des Codes ein eigenes, auf ihre eigenen Bedürfnisse und Anforderungen zugeschnittenes Tool zu kreieren. In seiner Testphase ist Spinoza erst auf Englisch und Französisch verfügbar.
«In Frankreich sind die Reaktionen von Verlagen und Medienschaffenden auf das Spinoza-Projekt sehr positiv. Das Tool wird als «Goldgrube» oder «Game Changer» bezeichnet. Aufgrund der Open-Source Struktur kann das Projekt von Medienschaffenden in Zukunft auch in der Schweiz auf die eigenen Bedürfnisse angepasst und weiterentwickelt werden. Dank des Codes kann sich im Idealfall jede Redaktion auf Spinoza beziehen, um die eigene Arbeit effizient, sicher, verantwortungsbewusst, und nach journalistischen Standards durchzuführen. Das stärkt nicht nur das Vertrauen in den Journalismus, sondern auch in die Technologie sowie in die Demokratie hier in der Schweiz.»
Denis Masmejan
Generalsekretär von RSF Schweiz