Reporter ohne Grenzen (RSF) veröffentlichte Anfang Woche seinen jährlichen Bericht über seine Tätigkeit zur Unterstützung von Journalistinnen und Journalisten sowie von Medien. Der Bericht beleuchtet das Ausmass der Vertreibung und erzwungenen Umsiedlung von Medienschaffenden im globalen Kontext. Die Risiken für Medienschaffende in Konfliktgebieten ist dabei im letzten Jahr weiter angestiegen. RSF stellte dabei 70% der Nothilfegelder weltweit für die Niederlassung und Unterstützung verfolgter Journalistinnen und Journalisten im Exil bereit. Deren Unterstützung ist zu einem prioritären Aufgabe im Kampf um das Recht auf Information geworden. 

Lesen Sie den gesamten Bericht zur RSF-Nothilfe hier (auf Englisch).

Mehr als 700 Medienschaffende erhielten im Jahr 2024 Nothilfe von RSF. Angesichts der zunehmenden Bedrohung für Medienschaffende in Konfliktgebieten, (welche RSF bereits in seiner Jahresbilanz 2024 thematisierte), floss die Mehrheit der RSF-Nothilfegelder – gut 70% des gesamten Budgets – in die Unterstützung von vorübergehend oder definitiv exilierten Medienschaffenden. Diese Hilfsgelder ermöglichen es Journalistinnen und Journalisten in Asien, im Nahen Osten, in Afrika, in Osteuropa sowie in Mittel- und Südamerika, im Exil weiter zu arbeiten, und sich vor Todesdrohungen, Inhaftierung oder physischen Repressalien in Sicherheit zu bringen.

«Die Unterstützung von exilierten und vertriebenen Medienschaffenden ist eine Priorität von RSF. Angesichts der weltweiten Unterdrückung von Journalistinnen und Journalisten ist es dringend notwendig, dass sich die internationale Gemeinschaft konkret für deren Schutz einsetzt. Die Schaffung eines europäischen Status für Journalisten im Exil ist eine zwingende Notwendigkeit, um ihre Sicherheit zu gewährleisten und es ihnen zu ermöglichen, ihre wichtigste Aufgabe fortzusetzen: vor Ort zu berichten. Europa muss dabei ein Zufluchtsort für diejenigen sein können, die ihr Leben riskieren, damit die globale Bevölkerung ihr Recht wahrnehmen kann, sich frei zu informieren.»

Victoria Lavenue
Leiterin des Desks für Nothilfe und Assistenz bei RSF

Der Nothilfedesk von RSF verteilte darüber hinaus Stipendien an Medienschaffende, die in ihrem Heimatland oder in Transitländern bedroht waren, und deckte damit medizinische, rechtliche, psychologische und materielle Kosten. Mehr als 400 Betroffene erhielten zudem administrative Unterstützung. RSF unterstützt auch Medien, die mit Sicherheits- oder Finanzkrisen konfrontiert sind. Im Jahr 2024 leistete die Organisation Nothilfe für 42 Medien in 16 Ländern. 21 dieser Medien befinden sich derzeit im Exil. 

Im Jahr 2024 unterstützte der Nothilfedesk von RSF International insbesondere Medienschaffende aus Afghanistan, aber auch aus Russland, aus dem Iran, aus Myanmar oder aus dem Sudan. In diesen Ländern sind Repressionen gegen die Presse besonders weitreichend.

  • Afghanistan: Drei Jahre nach der Machtübernahme durch die Taliban bleibt Afghanistan mit 160 unterstützten Medienschaffenden auch 2024 der Schwerpunkt der Arbeit des RSF-Nothilfedesks. Mehr als 100 von ihnen sitzen derzeit in Pakistan fest und warten auf ein humanitäres Visum. 
  • Russland: Im Jahr 2024 unterstützte der Nothilfedesk von RSF 72 russische Journalistinnen und Journalisten finanziell, damit diese sich ausserhalb ihres Landes neu organisieren und ihre unabhängige journalistische Arbeit vom Exil aus weiterführen können. Dieser Aspekt stellt einen wichtigen Aspekt im Kampf gegen die Propaganda des Kremls dar.
  • Palästina: Die Palästinensischen Gebiete, vor allem Gaza, sind zur gefährlichsten Region der Welt für Medienschaffende geworden. Seit Oktober 2023 wurden mehr als 150 Medienschaffende von der israelischen Armee getötet, mindestens 41 davon in direkter Ausübung ihrer Arbeit. Neben der Verteilung von Ausrüstung in Gaza durch unseren lokalen Partner Arab Reporters for Investigative Journalism (ARIJ) hat der RSF-Nothilfedesk 15 Medienschaffende aus Gaza, die in Nachbarländer geflüchtet waren, finanziell unterstützt und dabei eine Schlüsselrolle bei den Behördengängen ebendieser Journalisten gespielt – insbesondere bei der Erleichterung ihrer Visa-Anträge.
  • Iran: Die Islamische Republik Iran ist nach wie vor eines der repressivsten Regime gegenüber Medienschaffenden weltweit. Im Jahr 2024 unterstützte das Assistenzbüro von RSF 43 iranische Medienschaffenden im Exil. 
  • Myanmar: Myanmar gilt als eines der grössten Gefängnisse für Medienschaffende weltweit. Über 60 wurden dort inhaftiert, viele weitere mussten ins Exil flüchten. Im Jahr 2024 startete RSF deswegen ein Programm zur Unterstützung von vertriebenen myanmarischen Journalisten in Thailand. Daneben hat der RSF-Nothilfedesk 43 Medienschaffende im Land finanziell unterstützt. 
  • Sudan: Aufgrund des Krieges im Land ist Sudan bis heute eines der für Medienschaffende gefährlichsten Länder weltweit. 2024 unterstützte der RSF-Nothilfedesk 22 sudanesische Journalistinnen und Journalisten, die aufgrund ihrer Arbeit unter Beschuss geraten.
  • Nicaragua: Das Regime von Daniel Ortega geht immer stärker und gezielter gegen unabhängige Medienschaffende vor. Im Jahr 2024 leistete RSF deswegen finanzielle Unterstützung für nicaraguanische Medienschaffende im Exil (etwa in Costa Rica oder in den USA), damit diese dort ihren neuen Lebensunterhalt bestreiten können. 

Unterstützte Medienschaffende auch in der Schweiz

Auch in der Schweiz leistet RSF seit mittlerweile zehn Jahren Notfhilfe für verfolgte und exilierte Medienschaffende. Seit 2015 verfügt RSF Schweiz dazu über eine eigene Hilfsstruktur in Form eines Unterstützungs- und Solidaritätsfonds für Medienschaffende im Exil. Dieser wird bislang hauptsächlich durch Beiträge mehrerer privater Stiftungen finanziert. Seit seiner Einführung hat RSF Schweiz mit dem Fonds insgesamt 164’032 Franken an 34 Medienschaffende vergeben. Diese stammen aus 16 Ländern, hauptsächlich aus der Türkei (30%), aber auch aus dem Iran (10%), aus Afghanistan (7%), Aserbaidschan (7%), Syrien (7%) sowie aus dem Jemen (7%). 

Die gewährten Fördermittel wurden hauptsächlich für den Kauf von Computer- und audiovisueller Ausrüstung zur Fortsetzung der journalistischen Tätigkeit aufgewendet (rund 45% des Fonds). Aber auch Sprachkurse und andere Schulungen konnten mit dem Geld finanziert werden (rund 25% des Budgets).

Im Jahr 2024 unterstützte RSF Schweiz mit dem Fonds fünf Journalisten aus Kolumbien, Belarus, Gambia und Russland mit Gesamtausgaben von rund 14’000 Franken. Um den Bedürfnissen von Journalistinnen und Journalisten im Exil besser gerecht zu werden, wurde zudem das Reglement für die Verwendung des Unterstützungsfonds angepasst und aktualisiert.

Um die Kohärenz der weltweiten Arbeit von RSF zu garantieren, wird jedes Gesuch, das bei der Schweizer Sektion von RSF eintrifft, vorgängig von unserem internationalen Sekretariat in Paris geprüft. RSF Schweiz ist stolz darauf, Medienschaffende, die in unserem Land Zuflucht gefunden haben, zu unterstützen. Der Fonds stellt ein Vorzeigeprojekt für unsere Arbeit zur Förderung der Informationsfreiheit weltweit dar.

(Illustration Cover: Sophie Bourlet)

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