Die Genfer Autorin, Reporterin und Fotografin Laurence Deonna ist am Mittwoch, den 2. August, im Alter von 86 Jahren gestorben (Foto Yvain Genevay/Tamedia). Deonna, eine Frau mit aussergewöhnlichem Lebenslauf, war von 2000 bis 2003 Präsidentin der Schweizer Sektion von Reporter ohne Grenzen Schweiz. Unsere Organisation spricht ihrer Familie und ihren Angehörigen ihr tiefstes Mitgefühl aus und möchte ihre Anerkennung für den Einsatz von Deonna für die Pressefreiheit und ihre Hingabe an unsere Anliegen zum Ausdruck bringen, die so stark waren wie ihre Leidenschaft für den Journalismus.

Sie hat in vielerlei Hinsicht Pionierarbeit geleistet, als Frau und als Reporterin. Dem vorgezeichneten Leben, für das sie als Tochter des liberalen Genfer Grossrats und späteren Nationalrats Raymond Deonna prädestiniert schien, kehrte sie den Rücken und begann eine Karriere als Kriegsreporterin, insbesondere im Nahen Osten, wobei sie von Anfang an durch ihre Berichterstattung über den israelisch-arabischen Konflikt von palästinensischer Seite her auffiel.

Es ist schwierig, ihren Werdegang zusammenzufassen, da er so reich ist. Sie war sensibel für das Schicksal der Opfer – oft Frauen – und brachte Reportagen mit, die das Gewissen erschüttern und mit ungewöhnlicher Kraft von der Zerrissenheit der Welt und dem Leid derjenigen zeugen, deren Leben durch Krieg und Elend zerstört wurde.

Aus dem Jemen brachte sie erschütternde Bilder mit, die man sich nicht anschauen kann, ohne dass einem ein Schauer über den Rücken läuft. Einige davon sind in dem bewegenden Film «Libre!» zu sehen, den der Regisseur Nasser Bakhti im Jahr 2022 über Deonnas Leben gedreht hat.

Laurence Deonna, die sich über alle Ungerechtigkeiten empört hat, veröffentlichte zahlreiche Bücher. In ihrem letzten Buch, Lira Baiseitova, lanceuse d’alerte (L’Aire, 2020), schilderte sie den schmerzhaften Weg einer kasachischen Journalistin, die in der Schweiz Zuflucht fand, nachdem sie Opfer der furchtbaren Repressionen eines erbarmungslosen Regimes geworden war. Kaum war von Baiseitova gezeichneter Artikel erschienen, der die Existenz von Bankkonten in Genf enthüllte, die Würdenträgern des kasachischen Regimes, darunter Präsident Nursultan Nasarbajew, gehörten, wurde Leila, ihre 25-jährige Tochter, entführt. Diese wurde verhaftet, misshandelt und starb im Gefängnis.

RSF Schweiz ist stolz darauf, eine Journalistin vom Format Laurence Deonnas als Präsidentin gehabt zu haben. Im Namen der gesamten Organisation, ihrer Mitglieder und Unterstützer verabschieden wir uns hier von ihr.

DENIS MASMEJAN, GENERALSEKRETÄR VON RSF SCHWEIZ

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