Während der Journalist des Wall Street Journal seit fünfzehn Monaten willkürlich inhaftiert ist, haben die russischen Behörden beschlossen, seinen Prozess wegen Spionage zu eröffnen. Reporter ohne Grenzen (RSF) prangert diesen Scheinprozess an, der nichts anderes als eine Geiselnahme eines Journalisten ist, um im Rahmen eines Austauschs einen russischen Gefangenen zu bekommen.

Der US-amerikanische Journalist Evan Gershkovich wurde am 29. März 2023 in Russland wegen Spionageverdachts festgenommen. Nach 15 Monaten Haft im Moskauer Lefortowo-Gefängnis wird am Mittwoch, den 26. Juni, sein Prozess eröffnet. Seine verlängerte Haft und der anschliessende Prozess sind offensichtlich Mittel der russischen Regierung, um einen Geiselaustausch mit den USA zu forcieren.

Offenbar gibt sich Wladimir Putin nicht damit zufrieden, die freie russische Presse zu zerstören, und greift nun auch amerikanische Journalisten wie Evan Gershkovich und Alsu Kurmasheva an. Es gibt keine Beweise für Russlands Behauptungen, dass Evan etwas anderes als ein Journalist sei. Im Gegenteil: Alles deutet darauf hin, dass der Kreml ihn festhält, um einen zukünftigen Gefangenenaustausch durchzuführen. RSF fordert Russland auf, diese Anschuldigungen fallen zu lassen, und Präsident Biden, alles in seiner Macht stehende zu tun, um die sichere Rückkehr von Evan Gershkovich in die USA zu gewährleisten.

 

Clayton Weimers
Geschäftsführender Direktor, RSF USA

Der russische Präsident Wladimir Putin erklärte während eines Gesprächs mit Tucker Carlson im Februar, dass er offen für einen Gefangenenaustausch sei. Allerdings nur, wenn das vorgeschlagene Abkommen für beide Seiten von Vorteil sei. Am 13. Juni sagte Präsident Joe Biden, er meine es «ernst» mit der Freilassung von Evan Gershkovich und die Verhandlungen seien bereits im Gange. Auch der ehemalige Präsident Trump erklärte, er werde seine Beziehungen zu Präsident Putin nutzen, um die Freiheit des Journalisten zu garantieren, sollte er gewählt werden. Der US-Senat hatte Anfang des Monats eine Resolution verabschiedet, in der er die Freilassung des Journalisten forderte.

Die Verhaftung von Evan Gershkovich ist Teil einer weitreichenden Unterdrückung der Pressefreiheit in Russland, da unabhängige nationale Medien zur Selbstzensur oder ins Exil gezwungen werden. Der Angriff auf die internationale Presse ist der nächste Schritt in Präsident Putins Plan, die absolute Kontrolle über den Informationsraum Russlands auszuüben.

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