Reporter ohne Grenzen hat am 5. März offiziell sein Satellitenpaket gestartet. Das Programm mit dem Namen Svoboda (russisch für «Freiheit») soll bis zu 25 unabhängige Radio- und Fernsehkanäle in russischer Sprache unverschlüsselt ausstrahlen und ist ab sofort in Gebieten von Russland bis Belarus sowie in den besetzten Gebieten der Ukraine und den baltischen Staaten zu empfangen.
Es stehen bereits ein Dutzend Programme zur Verfügung, von denen viele von russischen Exilmedien wie «Echo», «IStories» oder «Novaya Gazeta Europe» oder vom russischsprachigen Kanal der «Deutschen Welle» (deutscher Auslandsrundfunk) produziert werden.
Swoboda versteht sich als Antwort auf die massive Einschränkung der Informationsfreiheit, der die russische Öffentlichkeit seit vielen Jahren ausgesetzt ist. Die Kontrolle der Machthaber darüber, was veröffentlicht werden darf und was die Bürger lesen, sehen oder hören dürfen, hat sich seit dem Angriff auf die Ukraine im Jahr 2022 weiter verschärft. Sie wurde erst kürzlich im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen in diesem Frühjahr noch weiter ausgebaut.
«Wir zeigen, dass Demokratien unabhängigen Journalismus exportieren können, um die Logik der Propaganda, die von despotischen Regimen verbreitet wird, umzukehren», sagte Christophe Deloire, Generalsekretär von RSF in Paris, bei der Vorstellung des Pakets in Brüssel.
Als zivilgesellschaftliche Initiative, die von RSF und unabhängigen Medien – und nicht von Regierungen – getragen wird, setzt Svoboda eine Idee um, die vom Comité Diderot, einem französischen Netzwerk von Medienexperten, ins Leben gerufen wurde. Ihr Ziel war es, einen Weg zu finden, die vom Kreml errichteten Barrieren zu umgehen und zur Wiederherstellung des freien Informationsflusses innerhalb der russischen Zivilgesellschaft beizutragen, die so der Kriegspropaganda entgeht.
Die Programme von Swoboda nutzen die Übertragungskapazitäten – und die hochmoderne technische Sicherheit – des neuesten Satelliten Hotbird 13, der von der europäischen Firma Eutelsat gestartet wurde. Sie können ohne besondere technische Vorrichtungen von rund 4,5 Millionen Haushalten in Russland und 800’000 in den besetzten ukrainischen Gebieten empfangen werden.
Schätzungen zufolge beziehen sechs bis neun Prozent der erwachsenen russischen Bevölkerung ihre Informationen weiterhin aus unabhängigen Medien. Svoboda hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Anteil zu erhöhen. Kurzfristig soll das Paket diesen Teilen der Öffentlichkeit die Möglichkeit bieten, weiterhin unabhängige Medien zu konsultieren, ohne von den repressiven Massnahmen gegen die Nutzung des Internets in Russland betroffen zu sein, die seit Anfang März noch verschärft wurden.
Svoboda ergänzt und erneuert die bereits von RSF eingesetzten Mittel zur Bekämpfung der Online-Zensur des unabhängigen Journalismus in Russland, Belarus und anderen Ländern, insbesondere in China. So hat die Operation unserer Organisation mit dem Namen Collateral Freedom den Zugang zu Online-Medien wie «Meduza», «Moscow Times» oder «Belarusinfocus» durch die Einrichtung von «Spiegelseiten» freigeschaltet. Diese Initiative wurde 2015 ins Leben gerufen und hat bislang den Zugang zu rund 100 Online-Nachrichtenseiten freigeschaltet.
Im Jahr 2023 belegte Russland auf der jährlich von RSF veröffentlichten Rangliste der Pressefreiheit den 164. Platz von 180 Ländern. 30 Journalisten und 4 Medienmitarbeiter befinden sich dort aktuell in Haft.
Denis Masmejan, Generalsekretär von RSF Schweiz.
Vorstellung von Svoboda in der Sendung «Forum» von Radio Télévision Suisse (RTS) vom 17. März 2024