Seit der gross angelegten russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar 2022 hat Reporter ohne Grenzen (RSF) mit seinen Zentren für Pressefreiheit in Lwiw und Kyjiw fast 1’900 Journalisten und 270 Medien unterstützt. Nach mehr als 1’000 Tagen Krieg zentralisiert RSF seine Aktivitäten nun in der Hauptstadt Kyjiw – auch, um besser auf die Anfragen vor Ort reagieren zu können. Das Ziel von RSF ist weiterhin, Medien und Medienschaffende nachhaltig zu unterstützen, damit sie weiterhin zuverlässige und unabhängige Informationen verbreiten können.
«Das unermüdliche Engagement der ukrainischen Journalistinnen und Journalisten, um die Bevölkerung zu informieren, erfordert eine angemessene Unterstützung, die den Herausforderungen gerecht wird. Mit den Zentren für Pressefreiheit in Lwiw und Kyjiw hat RSF fast 1’900 Journalisten und 270 Medien unterstützt, unter anderem mit Schutzausrüstung, mit Strom und mit Generatoren. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um den Einsatz der früheren und aktuellen RSF-Teams vor Ort in der Ukraine seit der russischen Invasion am 24. Februar 2022 zu würdigen. Um die ukrainischen Medien auch 2025 weiter zu unterstützen und ihre finanzielle Stabilität zu gewährleisten, ruft RSF nun internationale Geldgeber und Akteure auf, sich für den Wiederaufbau zu engagieren und dem Ukrainian Media Reconstruction Fund (IFRUM) beizutreten.»
Thibaut Bruttin
Generaldirektor von Reporter ohne Grenzen
Im Bericht Von der Widerstandsfähigkeit zum Wiederaufbau – die Zukunft der ukrainischen Medien sichern, fordert RSF die Einrichtung eines internationalen Fonds für den Wiederaufbau der ukrainischen Medien (IFRUM), um deren Unabhängigkeit zu gewährleisten und das Recht auf Information im Land zu bewahren. Die russische Invasion am 24. Februar 2022 hat die ukrainischen Medien in eine beispiellose Wirtschaftskrise gestürzt, und die Journalistinnen und Journalisten stehen vor einer Vielzahl von Sicherheits- und materiellen Herausforderungen. RSF ist deswegen seit Beginn des gross angelegten Krieges 2022 verstärkt in der Ukraine aktiv.
Ausrüstung an über 200 ukrainische Medien und Medienschaffende
Generatoren, Ladestationen, externe Batterien: 2024 stattete RSF 130 ukrainische Redaktionen und 50 unabhängige Journalisten mit Energieausrüstung aus, damit sie ihre Arbeit trotz der Stromausfälle, die durch die russischen Angriffe auf die Infrastruktur des Landes verursacht wurden, fortsetzen konnten. Durch die Lieferung dieser Geräte in 61 Städte in 16 Regionen zwischen Juni und November 2024 wurden regionale und lokale Medien mit begrenzten finanziellen Ressourcen unterstützt. Die Empfänger wurden in Zusammenarbeit mit dem Institute of Mass Information (IMI) und dem Lviv Media Forum (LMF) – beides lokale Partner von RSF – ausgewählt.
Seit 2022 haben so insgesamt bereits 206 Medienunternehmen Ausrüstung und Stromversorgung von RSF erhalten.
Fast 500 Journalisten erhielten eine Schulung in physischer Sicherheit
Um auf die Sicherheitsherausforderungen durch die täglichen russischen Bombardements zu reagieren, organisierte RSF 23 Schulungen in zehn ukrainischen Städten. So stärkten 496 ukrainische und internationale Journalistinnen und Journalisten ihre Fähigkeiten in physischer Sicherheit und Erster Hilfe. Im Jahr 2024 wurden in Zusammenarbeit mit der Stiftung 2402 acht Schulungen zur Sicherheit von Medienschaffenden in Kriegsgebieten, sogenannte HEATs («Hostile Environment and Awareness Training Refresher») durchgeführt. Alle geschulten Journalistinnen und Journalisten erhielten dabei ein Erste-Hilfe-Set.
Mehr als 1100 Medienschaffenden in den RSF-Zentren in Lwiw und Kyjiw ausgerüstet.
Die im März und Mai 2022 eröffneten RSF-Zentren für Pressefreiheit in Lwiw und Kyjiw haben 1’118 Medienschaffende mit Schutzausrüstung wie Helmen und kugelsicheren Westen versorgt. Von diesen liehen 677 die Ausrüstung direkt in den RSF-Zentren aus. 441 erhielten Ausrüstungen, die RSF an Partnerorganisationen wie die IMI geschickt hatte.
Um auf die Bedürfnisse von Medienschaffenden zu regaieren, die sich nun mehrheitlich auf Kyjiw konzentrieren, hat RSF seine Bestände an Schutzausrüstung schrittweise von Lwiw in die Hauptstadt verlagert. Ab dem 1. Dezember 2024 wird das Zentrum in Kyjiw die Aktivitäten und die Ausrüstung übernehmen, die zuvor im Zentrum in Lwiw angeboten wurden. Dieses wird am 30. November geschlossen.
Langfristige Unterstützung für 1’900 Journalisten und 270 Medien
Die Unterstützung von RSF ist langfristig angelegt. Nach 1000 Tagen der gross angelegten russischen Invasion in der Ukraine hat die Organisation 1’892 Journalisten, (75% davon Ukrainerinnen und Ukrainer) sowie 273 lokale Medien unterstützt. Diese Aktivitäten werden auch 2025 in Zusammenarbeit mit den ukrainischen Partnern fortgesetzt:
- Verleih von Schutzausrüstung und Solarbatterien sowie Erste-Hilfe-Kits
- Psychologische Beratung (online oder vor Ort in Kyjiw), kombiniert mit einem Programm zur Erholung und Rehabilitation in den westukrainischen Karpaten
- Schulungen in physischer Sicherheit und Erster Hilfe («HEAT»)
- finanzielle Unterstützung für Medien und Medienschaffende
- Begleitung der Medien im Prozess der Journalism Trust Initiative (JTI)
RSF bittet alle Journalisten und Medien, die Unterstützung benötigen, von nun an das Zentrum für Pressefreiheit in Kyjiw zu kontaktieren: kyivpfc@rsf.org
Diese Aktivitäten wurden im Rahmen des Projekts «Stärkung der Zentren für Pressefreiheit in der Ukraine» (Juni 2023-November 2024) durchgeführt, das von der Delegation der Europäischen Union in Kyjiw in der Ukraine mitfinanziert wurde.