In den Tagen, in denen Reporter ohne Grenzen (RSF) mit einer Delegation in Mexiko vor Ort ist, um sich für den Schutz von Medienschaffenden in einem für sie gefährlichsten Länder der Welt einzusetzen, versetzt ein weiterer Mord die Branche in Angst. Der Chefredaktor des Online-Mediums Minuto x Minuto, Mauricio Cruz Solís, wurde in der Gemeinde Uruapan im Bundesstaat Michoacán erschossen, kurz nachdem er ein Interview mit dem dortigen Bürgermeister geführt hatte. RSF verurteilt disen Mord aufs Schärfste und fordert die neue Präsidentin des Landes, Claudia Sheinbaum, auf, sofort konkrete Massnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten zu gewährleisten.
Er war erst 25 Jahre alt. Mauricio Cruz Solís, Leiter des digitalen Medienunternehmens Minuto x Minuto und Moderator der Nachrichtensendung «La Poderosa Uruapan» («Die mächtige Uruapan») beim lokalen Radiosender Radiorama, wurde am Dienstag, 29. Oktober, im Zentrum der Gemeinde Uruapan im westmexikanischen Bundesstaat Michoacán brutal erschossen.
Nach offiziellen Angaben ereignete sich der Mord nur wenige Minuten, nachdem der Journalist ein Interview mit dem Bürgermeister der Stadt, Carlos Manzo, live in seine sozialen Netzwerke gestreamt hatte. Mauricio berichtete über Themen im Zusammenhang mit der öffentlichen Sicherheit und der Lokalpolitik. Die Generalstaatsanwaltschaft von Michoacán gab öffentlich bekannt, dass eine Untersuchung des Falls eingeleitet worden sei.
«Wir sind bestürzt über die Ermordung von Mauricio Cruz Solís, einem jungen, in der Branche sehr geschätzten Journalisten. Der Fall steht symbolisch für die grosse Herausforderung, der sich Präsidentin Claudia Sheinbaum stellen muss, um die Spirale der Gewalt gegen Medienschaffende in Mexiko wirksam einzudämmen. Wir fordern die Behörden in Michoacán auf, eine gründliche und transparente Untersuchung durchzuführen, um die Mörder von Mauricio Cruz Solís zur Rechenschaft zu ziehen. Wir können keinen weiteren Fall von Straflosigkeit im Land akzeptieren.»
Artur Romeu
Direktor des Lateinamerika-Büros von RSF
Der Direktor des RSF-Lateinamerika-Büros, Artur Romeu, ist diese Woche, im Vorfeld des Internationalen Tages für das Ende der Straflosigkeit für Verbrechen gegen Journalistinnen und Journalisten, in Mexiko. Das Ziel: Romeu will genau dieses Thema, Gewalt gegen die Presse, ansprechen. Er wird eine Reihe von Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern der Regierung, der Legislative und des Büros des Sonderstaatsanwalts für Verbrechen gegen die Meinungsfreiheit (FEADLE) abhalten. Ziel ist es, mit der Entwicklung des Aktionsplans zum Schutz und zur Verteidigung des Journalismus zu beginnen. Die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum hatte bereits im Wahlkampf im Frühsommer 2024 gegenüber RSF entsprechende Absichten für 2025 zugesagt.
Risikoländer für Journalisten
Mauricio Cruz Solís ist der erste Journalist, der unter der Regierung Sheinbaum, die am 1. Oktober ihr Amt antrat, ermordet wurde. Seit Oktober nahm die Gewalt gegen die Presse im Land allerdings stark zu. In der Nacht zum 17. Oktober wurde die Zeitung El Debate in Culiacán im Bundesstaat Sinaloa Ziel eines bewaffneten Angriffs. In derselben Woche wurde das Auto des Journalisten Arturo Hernández, Chefredakteur des lokalen Mediums Impacto Publicitario in San Juan Bautista Tuxtepec im Bundesstaat Oaxaca, von Unbekannten angezündet.
Mexiko belegt in der von RSF herausgegebenen Rangliste der Pressefreiheit 2024 den 121. Platz und ist das gefährlichste Land für Journalistinnen und Journalisten ausserhalb eines Kriegsgebiets.