Der Kampf gegen Propaganda und Desinformation ist das Kernstück der Arbeit von Reporter ohne Grenzen (RSF) für die Förderung von zuverlässigem Journalismus. Darum startet die Organisation am Montag, den 30. September 2024, den «Propaganda Monitor». Dieses Programm soll die Mechanismen und die vielen Facetten von Propaganda auf der ganzen Welt sichtbar machen und dadurch die Öffentlichkeit für die damit verbundenen Herausforderungen sensibilisieren. Gleichzeitig soll der Monitor der breiten Bevölkerung eine bessere Orientierung im Cyberspace ermöglichen. Die erste Serie von Beiträgen des Propaganda Monitors ist der russischen Propaganda gewidmet.

Die Förderung von zuverlässigem Journalismus ist das Gegenmittel gegen Desinformation und Propaganda. Das Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen sowie die Identifizierung ihrer Akteure sind unabdingbare Voraussetzungen, um der Propaganda Einhalt zu gebieten. Vor diesem Hintergrund ist der Propaganda Monitor eine von RSF vorgeschlagene Initiative, um mit Hilfe internationaler Experten über die Mechanismen von Propaganda und Desinformation zu informieren und dagegen vorzugehen.

Die erste Staffel ist der russischen Propaganda gewidmet, mit besonderem Augenmerk auf RT, einem von der russischen Regierung kontrollierten Propagandaorgan, das eine wesentliche Rolle bei der weltweiten Desinformation spielt, die vom Kremls ausgeht. Das Ziel des Propaganda Monitors ist es, die Funktionsweise, den Einsatz und die Wandlungen von Propaganda aufzudecken und die Öffentlichkeit für diese Themen zu sensibilisieren. Es geht auch darum, Lösungen und Handlungsmöglichkeiten für Entscheidungsträgerinnen und -träger sowie für jeden und jede Einzelnen vorzuschlagen. So fällt es diesen leichter, Propaganda zu bekämpfen, welche journalistische Formate für ideologische Zwecke manipuliert. Es geht um das Recht auf zuverlässige Informationen.

Am 30. September wurde eine spezielle Webseite für den Propaganda Monitor eingerichtet, die bisher unveröffentlichte Untersuchungen zum Thema sowie Porträts und Interviews enthält. Auf der Seite werden in Zukunft regelmässig neue Beiträge veröffentlicht.

«Der Start des Propaganda Monitors vervollständigt die Ambition von Reporter ohne Grenzen, an allen Fronten und gegenüber den autoritärsten Regimen gegen Propaganda zu kämpfen. Dazu wird das Netzwerk der Organisation weltweit mobilisiert. Obwohl sich die erste Staffel des Projekts vor allem auf die Propaganda des Kreml konzentriert, ist sich RSF bewusst, dass das Phänomen nicht allein auf die Machenschaften von Wladimir Putin beschränkt ist. Unser Bestreben, die Strategien der Propaganda aufzudecken, ist Teil des Mandats der Organisation: jedem Bürger und jeder Bürgerin – wo auch immer auf der Welt – Zugang zu zuverlässigen, unabhängigen und pluralistischen Informationen zu ermöglichen. Die Umfragen, Interviews und Analysen zur Geopolitik der Propaganda, wie sie der Propaganda Monitor anbietet, werden den Grundstein für dieses Ziel bilden.»

Thibaut Bruttin
Generaldirektor von RSF

Der Propaganda Monitor ist eine multimediale Initiative, die die Arbeit von RSF fortsetzen soll – namentlich hinsichtlich des Verständnisses der Geopolitik der weltweiten Propaganda und des Kampfes gegen Desinformation, die unter dem Anschein journalistischer Arbeit politische Ideologien verbreitet.

Die Plattform sammelt darüber hinaus die bereits erschienenen Untersuchungen und Analysen von RSF zu diesem Thema, wie etwa den Bericht über Malkewitsch-Propaganda, die Untersuchung, wieder Kreml Kriegs-«Korrespondenten» ausbildet, um in den besetzten Gebieten der Ukraine zu arbeiten, oder wie RT seine Fühler nach Afrika ausstreckt. Der Propaganda Monitor wird zudem regelmässig mit neuen Inhalten gefüllt, die von den internationalen Teams von RSF produziert werden.

Ein Lenkungsausschuss aus internationalen Akademikern wurde ebenfalls um dieses Projekt herum gebildet. Dieser besteht aus:

  • Maxime Audinet, Frankreich. Spezialist für russische Politik, Doktor der Politikwissenschaft und Slawistik, Forschungsbeauftragter am «Institut de recherche stratégique de l’École militaire» (IRSEM) in Frankreich.
  • David Colon, Frankreich. Lehrender und Forscher an der Sciences Po Paris und Mitglied der Forschungsgruppe Internet, KI und Gesellschaft des «Centre national de la recherche scientifique (CNRS)». Spezialist für die Geschichte der Medien und der Massenkommunikation.
  • Valdez Onanina, Senegal. Journalist, Chefredakteur des in Dakar ansässigen französischsprachigen Büros von Africa Check, Afrikas erster unabhängiger Organisation für Factchecking.
  • Daniel Milo, Slowakei. Analyst und Experte im Bereich der Verteidigung der Demokratie, insbesondere in Bezug auf die Bekämpfung von Desinformation, hybriden Bedrohungen und Extremismus. Experte für Anti-Desinformation bei TechSoup Europe.
  • Rasa Nedeljkov, Serbien. Programmdirektorin beim «Center for Research, Transparency and Accountability» (CRTA), einer NGO, die sich für die Förderung von Transparenz, Rechenschaftspflicht und demokratischer Regierungsführung einsetzt.
  • Vladimir Rouvinski, Kolumbien. Professor an der Abteilung für Politikwissenschaft der Icesi-Universität in Cali, Kolumbien, mit Expertise zu den Beziehungen Russlands zu Lateinamerika und der Karibik.
  • Dorka Takácsy, Ungarn. Forscherin, die sich auf Desinformation und Propaganda in Mittel- und Osteuropa konzentriert. Gast-Stipendiatin des German Marshall Fund der USA und Forschungsbeauftragte des Zentrums für euro-atlantische Integration und Demokratie. Doktorandin an der Corvinus Universität in Budapest zum Thema Desinformation in Russland über den Westen.

Der Propaganda Monitor enthält zudem einen Abschnitt, der sich mit den von RSF vorgeschlagenen Lösungen zur Bekämpfung von Propaganda befasst. Darunter aufgelistet sind unter anderem die Einführung des Svoboda-Satellitenpakets, das 4,5 Millionen Haushalten in der Russischen Föderation und 800.000 Haushalten in den besetzten Gebieten der Ukraine Zugang zu zuverlässigen Informationsquellen verschafft. Oder die Operation Collateral Freedom, die zensierten Medien sogenannten Spiegelseiten zur Verfügung stellt. RSF ist seit Jahren an allen Fronten aktiv, um Propaganda zu umgehen und den Bürgerinnen und Bürgern den Zugang zu zuverlässigen Informationen zu ermöglichen. Der Propaganda Monitor steht darüber hinaus im Einklang mit den Empfehlungen von RSF zur Bekämpfung ausländischer Einmischung in den Informationsbereich an die Europäische Union.

Anlässlich des Starts des Propaganda Monitors veröffentlicht RSF sieben neue Artikel: Eine Analyse, wie RT trotz der Sanktionen weiterhin Kreml-Propaganda auf dem Balkan verbreitet, ein Interview mit dem Forscher Vladimir Rouvinski darüber, welchen Einfluss der Sender in Lateinamerika hat. In weiteren Beiträgen werden zwei Propagandastrategien entschlüsselt: Diejenige des italienischen Reisenden Vittorio Rangeloni und diejenige der Ukrainerin Diana Panchenko. Eine weitere Untersuchung führt zudem auf die Spuren der verschwundenen Journalisten von Melitopol. Die Beiträge sind auf Englisch oder Französisch zu lesen.

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