Am 5. März hat Reporter ohne Grenzen (RSF) offiziell das Satellitenpaket Swoboda gestartet, eine bahnbrechende Initiative für das Recht auf Information. Neun russischsprachige Fernseh- und Radiokanäle werden nun über den Hotbird-Satelliten von Eutelsat auf der Position 13° Ost in Gebiete wie Russland, Weissrussland, die besetzten Gebiete der Ukraine und die baltischen Staaten ausgestrahlt. Ein Beweis dafür, dass Demokratien unabhängigen Journalismus exportieren und die Logik der Propaganda umkehren können.

Der Start des satellitengestützten Senderpakets Swoboda (Russisch für «Freiheit») fand am 5. März im Europäischen Parlament in Brüssel statt, auf Einladung des Europaabgeordneten Andrus Ansip, unter Teilnahme der Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Vera Jourova und in Anwesenheit von Vertretern der russischen Zivilgesellschaft und Mitgliedern des Europäischen Parlaments. Der Generalsekretär von RSF, Christophe Deloire, und der Projektleiter Jim Phillipoff gaben offiziell bekannt, dass das Angebot live und unverschlüsselt übertragen wird.

Das Satellitenprojekt Swoboda hat sich zum Ziel gesetzt, Regionen und Bevölkerungsgruppen, die von Desinformation und Propaganda überflutet werden, Zugang zu zuverlässigen Informationsquellen zu verschaffen. Zu dem Paket gehören 25 russischsprachige unabhängige TV- und Radiosender, welche vom französischen Satellitenbetreiber Eutelsat ausgestrahlt werden. Dieser nutzt dafür Frequenzen, auf denen er noch bis Ende 2022 russische Staatskanäle ins russischsprachige Ausland sendete. Das Angebot erreicht bis zu 61 Millionen Haushalte in Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika – darunter potentiell bis zu 4,5 Millionen Haushalte in Russland sowie 800’000 Haushalte in den russisch besetzten Gebieten der Ukraine. Alle diese Haushalte sehen derzeit von dieser Satellitenposition aus fern und benötigen keine zusätzliche Ausrüstung, um die neuen Kanäle zu sehen.

Das Swoboda-Satellitenpaket bündelt unabhängige russische Exilmedien und internationale Sender, die auf Russisch senden. Zu den angebotenen Sendern zählen unter anderem reichweitenstarke YouTube-Kanäle russischer Exilmedien wie Echo, IStories oder Holod. Das Angebot wird ergänzt durch Medien wie den belarussischen Radiosender Euroradio, den YouTube-Kanal des ukrainischen Journalisten Dmytro Hordon, den aus Deutschland sendenden Kanal OstWest TV und andere Sender. In den kommenden Monaten werden weitere Kanäle dazukommen.

 

«Vor dem Hintergrund des schrumpfenden digitalen Raums in der Russischen Föderation zeigt das Svoboda-Satellitenpaket unser Engagement für das Recht auf Zugang zum Journalismus und unsere Bemühungen, die Widerstandsfähigkeit der russischen journalistischen Gemeinschaft im Exil zu stärken. Unabhängige russische Medien werden immer noch von sechs bis sieben Prozent der erwachsenen Bevölkerung gelesen, gesehen oder gehört, wir müssen ihr Publikum vergrössern. RSF ist entschlossen, der russischsprachigen Bevölkerung die Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie benötigt, um ihre Meinungsfreiheit zu bewahren. Wir zeigen, dass Demokratien unabhängigen Journalismus exportieren können, um die Logik der Propaganda, die von despotischen Regimen verbreitet wird, umzukehren. Wir ermöglichen, dass unabhängiger Journalismus aus demokratischen Ländern in Bevölkerungen unter despotischer Kontrolle exportiert wird.»

 

Christophe Deloire
Generalsekretär von RSF

Das Paket, das die Kapazitäten des neuesten Eutelsat-Satelliten Hotbird 13 nutzt, wird seit dem 12. Februar getestet und ist weitgehend unverschlüsselt verfügbar. Es nutzt modernste Satellitentechnologie und garantiert eine sichere und zuverlässige Übertragung von journalistischen Inhalten. RSF ruft Geldgeber dazu auf, das Svoboda-Satellitenprojekt zu unterstützen, da es ein entscheidender Schritt zur Stärkung des freien Informationsflusses in Russland, Weissrussland und den besetzten Gebieten der Ukraine ist.

«Die Medien und unabhängige Journalistinnen und Journalisten stehen im heutigen Informationskrieg an vorderster Front. Wir müssen alle möglichen Mittel einsetzen, um sicherzustellen, dass ihre Arbeit, Fakten und Informationen die russischsprachigen Menschen erreichen können. Das Svoboda-Satellitenpaket ist Teil dieser Bemühungen. Die Unterstützung der Medienfreiheit und der Kampf gegen Desinformation sind zwei Seiten derselben Medaille, die beide für die Verteidigung demokratischer Werte notwendig sind.»

 

Vera Jourová

Vizepräsidentin der Europäischen Kommission

Das Projekt wird von RSF verwaltet und setzt eine Idee des «Comité Denis Diderot» um. Dessen Hauptziel war es, zur Wiederherstellung des freien Informationsflusses ohne Kriegspropaganda zwischen Europa und Russland beizutragen, um die ukrainische, russische und belarussische Zivilgesellschaft zu unterstützen.

Die Entwicklung und Verwaltung des Projekts, das von Jim Phillipoff geleitet wird, wird von einem Ethikausschuss unterstützt, der sich aus Persönlichkeiten der Zivilgesellschaft zusammensetzt, die über die Strategie des Projekts beraten, sowie von einem Inhaltsausschuss, in dem Medienverantwortliche zusammenkommen, die ihre Video- und Audioinhalte zur Verfügung stellen.

«Das Comité Denis Diderot hat die Idee eines Pakets unabhängiger Kanäle im März 2022 lanciert. Wir danken RSF und der Eutelsat-Gruppe, dass sie dieses Projekt auf dem Hotbird 13G ermöglicht haben. Wir sind der Ansicht, dass die Ausstrahlung des Svoboda-Bouquets von der Position 36°O weiterhin das Ziel sein muss.»

 

André Lange
Co-Gründer Comité Denis Diderot

 

Technische Parameter für den Empfang:
– Satellit: Hotbird 13G auf 13,0E.
– Transponder: tp 122
– Frequenz: 10949 MHz
– Polarisation: vertikal
– Symbolrate: 27.500 Ksym/s.
– FEC: 2/3
– Modulation: DVB-S2/8PSK
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Jim Philipoff: jphillipoff_ext@rsf.org

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