Kasim Abdurehim Kashgar, ein Uigurischer Journalist, der in den USA im Exil lebt, berichtet gegenüber Reporter ohne Grenzen (RSF) über die Unterdrückung und die Zensur, die das chinesische Regime weit über seine Staatsgrenzen hinaus betreibt.

Kashgars Verwandte wurden in ihrer Heimat inhaftiert. Nicht, weil sie selbst etwas getan haben, sondern als Vergeltung für Kashgars Arbeit selbst. Es ist eine Unterdrückung, die Journalisten bis ins Exil verfolgt, wie der investigative Reporter gegenüber Reporter ohne Grenzen (RSF) berichtet. Er entschied sich 2017, China zu verlassen und in die USA ins Exil zu gehen, da das chinesische Regime insbesondere in der Uigurischen Autonomen Region Xinjiang im Nordwesten des Landes starke Repressionen ausübte.

Nach seiner Ausreise wurde sein Umfeld verhört und in einigen Fällen inhaftiert: «Die chinesischen Behörden wollten, dass ich meine Recherchen einstelle und stattdessen für die Propaganda des Regimes arbeite. In den Monaten nach meiner Weigerung wurden mindestens zwölf Personen, mit denen ich in einer Sprachschule gearbeitet hatte, festgenommen und über mich befragt. Einige von ihnen wurden sogar zu bis zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt», sagt der Journalist, der für das staatliche US-Medium Voice of America (VOA) über Verbrechen gegen Uiguren berichtet.

Unter ihnen wurde sein Freund Mirkamil Ahmed zu neun Jahren Gefängnis verurteilt. Vier weitere seiner ehemaligen Kollegen wurden aufgrund unklarer Anschuldigungen zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Nur einer von ihnen wurde wieder freigelassen. Das Schicksal der anderen ist unbekannt. Kasim Abdurehim Kashgar, der lange Zeit unter einem Pseudonym gearbeitet hatte, enthüllte seine Identität im Dokumentarfilm From Fear to Freedom: A Uyghur’s Journey, die im Juni 2023 von VOA ausgestrahlt wurde.

«Kasim Abdurehim Kashgars erschütternde Aussage veranschaulicht das Ausmass der länderübergreifenden Unterdrückung durch das chinesische Regime, das zu verhindern versucht, dass Journalisten im Exil die Gräueltaten Chinas in Xinjiang aufdecken. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die internationale Gemeinschaft sich mobilisiert, um Journalisten zu schützen, die die schwierige Entscheidung treffen, ins Exil zu gehen. In gleicher Weise müssen ihre Angehörigen, die in China bleiben, geschützt werden. China ist heute eines der grössten Gefängnisse der Welt für Medienschaffende.»

Cédric Alviani
Direktor des Asien-Pazifik-Büros von RSF

Die Verhaftungen haben nicht zuletzt auch Auswirkungen auf die Gesundheit der Journalisten. «Nachdem ich von ihrer Inhaftierung erfahren habe, habe ich Angstzustände und Depressionen entwickelt. Ich fordere die Behörden auf, sie freizulassen, da sie nichts mit meiner Arbeit zu tun haben», sagt Kasim Abdurehim Kashgar. Trotz des Drucks bleibt er entschlossen, seine Recherchen und seine Arbeit fortzusetzen. Erst dadurch konnte er schliesslich herausfinden, dass seine ehemaligen Kollegen inhaftiert waren: «Es dauerte drei Jahre, bis ich ihre Verhaftung aufdecken konnte, bis ich stichhaltige Beweise aus fünf verschiedenen und unabhängigen Quellen gesammelt hatte.»

Seit 2016 führt Peking in der Provinz Xinjiang im Namen des «Kampfes gegen den Terrorismus» eine gewalttätige Kampagne der Unterdrückung durch, die von einigen internationalen Beobachtern als «Genozid» bezeichnet wird. Dies betrifft nicht nur die Uigurische Gemeinschaft. Tatsächlich verhaftete die chinesische Polizei im Jahr 2024 zwei Journalisten der kasachischen Minderheit, die für den lokalen staatlichen Sender Xinjiang Television arbeiteten, sowie mehrere andere Journalisten, deren Identität bislang nicht bestätigt wurde. Nach der jüngsten Zählung von RSF sind 79 Journalisten und Verfechter der Pressefreiheit in Xinjiang inhaftiert, darunter der Bürgerjournalist und Sacharow-Preisträger 2019 Ilham Tohti, der 2014 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, weil er Menschenrechtsverletzungen an der uigurischen Minderheit aufgedeckt hatte.

China steht auf der RSF-Weltrangliste der Pressefreiheit 2024 an 172. Stelle von 180 Ländern und Territorien. Es ist das grösste Gefängnis der Welt für Journalistinnen und Journalisten sowie für Verteidiger der Pressefreiheit, mit mindestens 121 Inhaftierten.

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